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Kein Paket mehr im Postfach

Umstrukturierungen bei der Post sind momentan an der Tagesordnung. So werden schon bald schweizweit keine Pakete oder Abholscheine für Pakete mehr im Postfach liegen. Zahlreiche Branchenmitglieder müssen sich neu organisieren.

 

Beim Goldschmied oder Bijoutier pressiert es oft: Der frisch gegossene Ring oder der spezielle Verschluss für eine Kette sollten so schnell wie möglich geliefert werden. Wer sich die Ware bisher an seine Postfachadresse schicken liess, der konnte A-Post-Sendungen in der Regel am nächsten Morgen früh auf der Poststelle abholen. Damit ist bald Schluss.

Per Ende Jahr will die Post die Zustellungen von Paketen an Postfachadressen in der ganzen Schweiz einstellen. In einigen Regionen gelten die neuen Regelungen bereits. Das Unternehmen begründet die Massnahme damit, dass diese Art von Zustellung veraltet und immer weniger gefragt sei. Es wird darauf hingewiesen, dass es verschiedene neue Möglichkeiten für die Auslieferung von Paketen gäbe. Paket-Empfänger könnten sich heute die Zustellung per SMS oder E-Mail avisieren lassen und hätten dadurch die Möglichkeit selber zu bestimmen, wo und wann sie das Paket in Empfang nehmen wollten.

A-Post wird zu B-Post

Für einige Branchen, darunter auch die Uhren- und Schmuckindustrie, bedeutet das, dass sie sich neu organisieren müssen. „Für mich war es oft wichtig, dass ich das Paket um 8 Uhr morgens auf der Post abholen konnte“, erklärt Goldschmiedin Anja Camenzind aus Brunnen. „Nun wird es mir zwar vorbeigebracht, aber wenn ich zufällig ausser Haus bin, wenn der Pöstler kommt, hinterlässt er einen Abholschein, mit dem ich das Paket erst am nächsten Tag abholen kann. So wird aus A-Post also B-Post.“

Genau gleich geht es auch Martin Kurt aus Schöftland. Er öffnet seine Goldschmiede in der Regel erst um 9 Uhr und findet deshalb oft eine Avisierung, mit der er die Pakete ebenfalls erst am nächsten Tag abholen kann. „Eigentlich erwarte ich von der Post, dass mit den neuen Bedingungen die Öffnungszeiten der Geschäfte berücksichtigt werden“, sagt er. „Aber man kann ja miteinander reden. Gewisse Päckli wurden mir auch schon früher ausgehändigt.“ Es komme eben immer drauf an, ob die Postangestellten selbstständig denken würden oder ob es sich um sture „Beamte“ handle.

Postlagernd als Alternative

Man müsse sich halt neu organisieren, sind sich die Befragten einig. Wenn jemand ein Paket trotzdem am frühen Morgen auf der Post abholen wolle, so gäbe es immer noch die Möglichkeit, sich die Ware postlagernd zusenden zu lassen. Das funktioniere bestens und sei eine gute Alternative.

Ein weiterer heikler Punkt ist, dass die Pakete weniger anonym sind, weil ja nun an Stelle einer Postfachadresse die Strassenadresse sichtbar ist. Dabei sollte eine möglichst neutrale Adresse verwendet werden, also nur Name, Strasse und Ort. Auf den Begriff „Bijouterie“ oder „Goldschmied“ sollte verzichtet werden. Aber dieses Thema ist ja nicht neu und wer das Paket zudem gut einpackt und versichert, sollte auch mit den neuen Regelungen der Post klarkommen. Sicher lohnt es sich auch, die neuen Möglichkeiten der Avisierungen per SMS oder E-Mail auszuprobieren.

Bild: Ab 2018 werden keine Pakete mehr an Postfachadressen
geliefert.