Lesezeit

1m 24s

Share

Die Rotfärbung von Charons Polarregionen

Die bemerkenswerteste Eigenschaft des Plutomondes Charon ist die dunkelrote Färbung seiner Polarregionen. Sie wird durch makromolekulare, heterozyklische, organische Polymere verursacht, die als Tholine bezeichnet werden.

Tholine entstehen unter der Wirkung von solarer Ultraviolettstrahlung auf Methan und Stickstoff, die von Pluto auf den Charon übertragen wurden. Im Lauf der letzten vier Milliarden Jahre entstand auf diese Weise eine rund 30 Zentimeter dicke Tholinschicht, die sich aufgrund der extrem niedrigen Temperatur an den Polen akkumulierte. Ein gutes Beispiel für die Arbeitsweise der Natur, für die Zeit und Raum überhaupt nicht zählen.

Als grösster der fünf Monde des Zwergplaneten Pluto weist Charon einen Durchmesser von 1212 Kilometer auf und ist demnach halb so gross wie Pluto; seine Masse beträgt aber nur 12,2 Prozent von derjenigen des Mutterplaneten. Während Pluto schon 1938 entdeckt wurde, kennt man Charon erst seit 1978. Eine auf Fotoplatten periodisch sichtbar werdende Beule am Rand des Zwergplaneten wies auf einen Begleitkörper des Pluto hin, der ihn umkreist.

Extrem langsame Arbeitsweise

Eines der wichtigsten Ziele der 2006 gestarteten Pluto-Flyby Mission der NASA-Sonde New Horizons war die detaillierte Kartographie des Pluto-Charon-Systems. Dieses Ziel wurde beim Flyby im Juli 2015 erreicht; die minimale Entfernung der Sonde von Charon betrug 27’000 Kilometer. Die Daten mussten aber über eine Entfernung von rund sechs Millionen Kilometer übermittelt werden.

Die Rotfärbung der Charon-Pole wird den Tholinen zugeschrieben, das heisst, heterozyklischen Polymeren, die unter der Einwirkung solarer Ultraviolettstrahlung auf Methan und Stickstoff entstehen. Diese Gase stammen von Pluto, werden von Charon teilweise aufgefangen und konzentrieren sich zusammen mit 90 Prozent Wassereis an den Kältefallen der Polarregionen. Die Temperatur kann dort auf unter 25 Kelvin oder -248 Grad Celsius absinken.

 

Quelle: W.M. Grundy et al. Nature 529, 65 (2016)