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Vergessene Schätze

Auf dem Dachboden des Klosters Einsiedeln hat der pensionierte Denkmalpfleger Markus Bamert zahlreiche Schätze ausgegraben. Darunter befinden sich auch wertvolle sakrale Gegenstände und feinste Goldschmiedearbeiten aus Europas Fürstenhäusern.

Seit seiner Pensionierung als Denkmalpfleger des Kantons Schwyz im Sommer 2012, ist Markus Bamert damit beauftragt, die Kunstsammlung des Klosters Einsiedeln zu sichten, nach kulturhistorischer Bedeutung einzuschätzen und für eine adäquate Lagerung zu sorgen. Bis vor Kurzem befand sich ein grosser Teil der Objekte auf dem Dachboden des Benediktinerklosters.

Schon bald war dem Kunsthistoriker klar: Was er dort angetroffen hat, sind Zeugnisse einer reichen Kulturgeschichte, die nicht bloss besser gelagert, sondern ausgestellt werden müssen. Mit der Einwilligung von Abt Urban Federer einigte man sich mit Andreas Spillmann, dem Direktor des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich, auf einen Ausstellungstermin im Herbst 2017.

Geschenke aus Gelübden

Wie in der neusten Ausgabe des Y-Magazins des Kantons Schwyz zu lesen ist, fand Bamert eine unglaubliche Vielfalt unterschiedlichster Objekte vor, die ihresgleichen suchen. Sie beginnt bei den kleinen „Schab-Madonnen“ aus barocker Zeit. Das sind gesegnete, gegossene Tonfigürchen, die von Gläubigen in Dachstühle oder Mauerwerke eingebaut wurden, um das Haus vor Naturgewalten und bösen Geistern zu schützen. In grossen Mengen kamen bei der Forschung auch Votivgaben ans Tageslicht. Geschenke von Gläubigen also, die in schweren Lebenssituationen aus einem Gelübde heraus versprochen und nach der Besserung überbracht worden sind.

Eine Trouvaille stammt aus der Kaiserfamilie Napoleons: Es handelt sich um eine Brosche in Form eines Blütenzweigs, die Hortense de Beauharnais, Stieftochter von Napoleon Bonaparte und Mutter von Napoleon III., dem Kloster für die Gastfreundschaft geschenkt hat. Diese feinste Goldschmiedearbeit ist über und über mit erlesenen Brillanten besetzt und sei als Schmuckstück für die – ebenfalls meist geschenkten – Gewänder der Schwarzen Madonna gedacht gewesen.

Kronen und Monstranzen

Zu den wertvollsten Kostbarkeiten, die Bamert gefunden hat, gehört eine Votivgabe des habsburgischen Erzherzogs Maximilian III. von Österreich: Eine Krone aus Gold, Email, Perlen, Rubinen und Diamanten, die er für sich anfertigen liess, nachdem er zum König von Polen gewählt worden war. Auf Drängen des polnischen Adels verzichtete er aber 1589 auf dieses Amt und schenkte das Meisterwerk dem Kloster Einsiedeln.

Noch eine Steigerung zur erwähnten Krone stellt eine rund ein Meter hohe Monstranz dar, die aus den schönsten Schmuckstücken gefertigt worden ist, die dem Kloster im Verlaufe des 17. Jahrhunderts geschenkt wurden. Kurz nach der Vollendung sollte sie für die Finanzierung von Neubauten des Klosters verkauft werden. Ernsthafter Interessent war Louis XIV., doch fehlten dem Sonnenkönig zu diesem Zeitpunkt die nötigen Mittel, denn er musste gerade wieder einmal einen Krieg finanzieren. So blieb dieses heute unbezahlbare Stück Eigentum des Klosters.

Die Eröffnung der Ausstellung, in der mehrere Aspekte des Klosters Einsiedeln beleuchtet werden, ist auf den 15. September im Landesmuseum geplant

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