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„Ich hoffe auf eine pragmatische Lösung“

Auch in der Schweiz sind wegen der Coronakrise sämtliche Geschäfte, die nicht der Grundversorgung dienen, bis mindestens am 19. April geschlossen. Das betrifft auch die Goldschmiede, Uhren- und Schmuckgeschäfte. Wie gehen sie damit um? Gold’Or hat bei Seiler Juwelier in Basel nachgefragt.

Gold’Or: Alexander Seiler, gemäss den Hintergrundgeräuschen sind Sie unterwegs. Wo befinden Sie sich gerade?

Ich sitze im Auto und bin auf dem Weg ins Büro. Heute Morgen habe ich zu Hause gearbeitet.

Sie mussten Ihr Geschäft in Basel für mindestens einen Monat schliessen – wie gehen Sie und Ihre Mitarbeitenden mit der Situation um?

Wir haben das Geschäft geschlossen, unsere Lieferanten informiert und die Rollladen an den Schaufenstern heruntergelassen. Wir haben uns überlegt, ob wir unsere Ware tagsüber trotzdem zeigen sollten, aber da es nur noch sehr wenige Leute in der Stadt hat, macht das keinen Sinn und das Risiko, irgendwelche Kriminelle anzulocken, war mir zu gross. Ein Teil unseres 15-köpfigen Teams war heute Morgen noch im geschlossenen Geschäft, vor allem um die telefonischen Anfragen der Kunden beantworten zu können und nachzufragen, ob wir ihnen reservierte Waren und Reparaturen nach Hause senden sollen. Ich habe Kurzarbeit beantragt und warte auf diesen Bescheid. Die Geschäftsnummer ist nun auf ein Mobiltelefon umgeleitet, das meine Mitarbeiter und ich abwechslungsweise betreuen, damit wir telefonisch erreichbar bleiben.

Gäbe es denn nicht Arbeiten zu erledigen, die liegen geblieben sind?

Doch das gibt es sicher. Aber wegen der Distanz, die wir zueinander einhalten sollten, macht es nicht viel Sinn, die Angestellten im Keller oder im Estrich aufräumen zu lassen. Wer jedoch mit Vollgas am Arbeiten ist, ist unsere Marketingverantwortliche. Wir sind schon seit längerem am Aufsetzen unserer neuen Webseite und wir wollen diese nun so schnell wie möglich aufschalten. Damit können wir mit unseren Kunden auch digital in Kontakt bleiben.

Wie reagieren die Kunden auf das geschlossene Geschäft?

Unterschiedlich. Glücklicherweise scheinen es viele locker zu nehmen. Wir verkaufen nichts für den täglichen Gebrauch, deshalb haben es die meisten Kunden auch bei Reparaturaufträgen nicht sehr eilig und zeigen Verständnis für die Situation. Unser Versandservice wird sehr geschätzt. Mit Absagen von Bestellungen sind wir bisher nicht konfrontiert worden.

„Mit Absagen von Bestellungen sind wir bisher nicht konfrontiert worden.“

Schon seit Wochen besuchen deutlich weniger Touristen unser Land und damit sicher auch die Stadt Basel. Wie sehr hat Sie das getroffen?

Unser Geschäft liegt zwar im Zentrum, aber nicht an der Haupteinkaufsstrasse und ist somit nicht auf Touristen ausgerichtet. Wir orientieren uns vor allem an unserer lokalen Kundschaft, weshalb wir im Vorfeld des Lockdowns nicht viel zu spüren bekommen haben.

Was erwarten Sie vom Geschäftsjahr 2020?

Ich erwarte ein eher schlechtes Jahr. Die Einbussen, die wir momentan einstecken müssen, können auch in einer gut laufenden zweiten Jahreshälfte kaum aufgeholt werden. Ich rechne auch damit, dass unsere Geschäfte noch länger geschlossen bleiben. Viele Kleinbetriebe sind in ihrer Existenz gefährdet. Ich hoffe, Bund und Kantone finden eine pragmatische Lösung.

Stehen Sie in Kontakt zu Berufskollegen, um sich auszutauschen oder gar gegenseitig zu unterstützen?

Nein bis jetzt nicht, alles kam sehr schnell, aber als Vorstandmitglied des VSGU erwartet mich mehr Arbeit. Wir tauschen uns regelmässig aus und schauen, wie wir unsere Mitglieder unterstützen können.

Daniela Bellandi

 

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