Jean-Jacques Taché ist in dritter Generation in der Geschäftsführung von Taché Berater der Abteilung „aussergewöhnliche Steine“, die sich um den Ankauf exklusiver Rohsteine, ihre Fabrikation sowie den Verkauf der Diamanten kümmert. Neben den Direktkäufen bei De Beers nimmt Taché im Jahr an etwa 50 von kleineren Minen organisierten Verkäufen teil.
Gold’Or: Wie hat sich der Markt für aussergewöhnliche Steine in den letzten Jahren verändert?
Jean-Jacques Taché: Vor 25 Jahren war der Markt stark von De Beers bestimmt, das einen Anteil von rund 80 Prozent der Minenproduktion besass. Entsprechend war Taché stark davon abhängig, was man bekam. Heute gibt es deutlich mehr unabhängige kleinere Minen, die ebenfalls grosse Rohsteine anbieten, die Auswahl ist vielfältiger. Gleichzeitig ist der Markt für grosse Steine gewachsen. Diese Dynamisierung hatte zur Folge, dass die Zusammenarbeit mit den grossen Schmuckmarken verstärkt wurde, als spezialisierte Schnittstelle zwischen den Minen und dem Luxussektor.

An welchen Verkäufen nimmt Taché jährlich teil?
De Beers ist immer noch wichtig, dessen Marktanteil liegt etwa bei 35 Prozent. Um an diesen Direktverkäufen zu partizipieren, muss man Sightholder sein, sowie über das Knowhow und die industrielle Fähigkeit verfügen, den Rohstein zu einem Top-Diamanten zu schleifen, der schliesslich in der Kollektion einer grossen Marke landet. Die anderen Kanäle bilden die Auktionen kleinerer unabhängiger Minenunternehmen. Hier reden wir von jährlich etwa 50 Veranstaltungen, an denen wir vor Ort teilnehmen, verteilt auf sechs bis sieben Minen in Angola, Botswana, Kanada, Lesotho und Südafrika.
Welche Diamanten fallen in die Abteilung „aussergewöhnliche Steine“?
Bei den Auktionen sprechen wir von Rohsteinen ab zehn Carat. Ab diesem Gewicht werden Steine von den Minen in der Regel einzeln verkauft. Der grösste Rohstein, den Taché ankaufte, wog mehr als 900 Carat. Im geschliffenen Zustand liegt das Gewicht im Schnitt bei etwa 40 bis 50 Prozent des Rohsteins. Bezüglich Farbe kommt das ganze Spektrum vor, wobei wir bezüglich Qualität und Reinheit das Top-Segment im Blick haben.

Wie wird ein Rohstein vor dem Kauf begutachtet?
Man muss einen Stein vor Ort in die Hand nehmen und begutachten, um zu beurteilen, ob er für einen Kauf in Frage kommt. Taché hat Analysegeräte und Computer mit dabei, die technischen Analysemöglichkeiten des Steins vor Ort sind jedoch begrenzt im Vergleich zu jenen nach dem Kauf im eigenen Labor. Oft beruht beim Kauf nach wie vor vieles auf Erfahrung und Gefühl, und man muss die jeweilige Mine und ihre Charakteristiken gut kennen.
Haben man beim Kauf schon einen Kunden im Kopf oder zur Hand?
Bei kleineren Projekten ist der Kunde noch nicht zwangsläufig vorhanden. Je grösser und aussergewöhnlicher ein Stein ist, desto eher wird aber bereits im Vorfeld der Kontakt mit einem Kunden gesucht. Oder es kann sein, dass Taché für einen Kunden auf der Suche nach etwas ganz Bestimmtem ist.

Was geschieht mit dem Rohstein nach dem Kauf?
Der Rohstein geht zunächst zum GIA für den „Diamond Origin Report“, der den Ursprung zertifiziert. Dies erlaubt es, wenn der geschliffene Stein zur weiteren Zertifizierung wieder zum GIA gelangt, nachzuweisen, dass es sich um denselben Stein handelt. Danach folgt die Analyse des Rohsteins im Labor von Taché, um zu entscheiden, wie der Stein geschliffen wird. Bei rund 50 bis 70 Möglichkeiten des Schliffs dauert dies meist deutlich länger als das Schleifen. Bei aussergewöhnlichen Projekten ist ein Kunde häufig von Anfang an dabei. 90 Prozent der grossen Steine werden bei Taché in Antwerpen geschliffen. Hier ist die ganze Technologie vorhanden und die Nähe zu den Experten gegeben. Die erste Spaltung des Rohsteins für die Formgebung erfolgt meist mittels Laser. Anschliessend werden die Steine traditionell von Hand mit einer mit Diamantpulver bestrichenen Scheibe geschliffen.
Wer sind ihre Kunden?
In den letzten 25 Jahren hat sich der Kundenkreis weiterentwickelt, insbesondere im Segment der grossen Steine, und sich den namhaften Schmuckmarken angenähert. Trotz der Positionierung im oberen Preissegment ist das Angebot jedoch nicht darauf beschränkt. Taché bleibt nach wie vor auch ein Referenzpartner für anspruchsvolle Hersteller, Grosshändler und Schmuckhersteller, die auf der Suche nach hochwertigen Diamanten mit ausgezeichnetem Schliff sind – von kleinen Steinen mit 0.3 Carat bis hin zu grossen Ausnahmesteinen.

Worin besteht für Sie der Reiz von Diamanten?
Diamanten auf allen Stationen ihrer Reise zu begleiten– von der Mine bis zum Schliff und oft bis zur Aufnahme in die Kollektion einer grossen Marke. Was jeden Stein faszinierend macht, ist seine Einzigartigkeit. Jeder Diamant ist anders und Teil einer eigenen mit vielen Emotionen verbundenen Geschichte.
Marcel Weder