Als zuständiger Mitarbeiter für die Geschäftsentwicklung der KGK Suisse ist Daniel Rohrbach unter anderem für das Produkt Provenance Proof zuständig. Damit gestaltet er aktiv den Wandel der Branche hin zu verbindlichen Herkunftsnachweisen für Melée-Diamanten mit.
Gold’Or: Daniel Rohrbach, wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit Provenance Proof aus?
Daniel Rohrbach: Unsere Zusammenarbeit bedeutet einen Meilenstein für die Diamantindustrie und ist zukunftsorientiert. Provenance Proof stellt die technologische Infrastruktur bereit – wir bringen sie in die praktische Anwendung und damit direkt in den Markt. Dabei fungiert Provenance Proof nicht nur als Technologieanbieter, sondern auch als Zertifizierungslabel. Wir integrieren ihre Rückverfolgbarkeitstechnologie aktiv in unser Sortiment, insbesondere bei Melée-Diamanten, und schaffen für unsere Kunden einen Mehrwert in den Bereichen Transparenz, Verantwortung und Innovation.
Wie funktioniert diese Technologie?
Man muss sich das so vorstellen: Die Technologie steht auf zwei Säulen, einer digitalen und einer physischen. Für jeden einzelnen Stein erfasst KGK über einhundert Datensätze. Er kann im gesamten Produktionsprozess bis zu seinem sogenannten „Mutterstein“ zurückverfolgt werden. Da wir die Rohware direkt bei den Minengesellschaften kaufen, kennen wir die Herkunft. Damit wir uns für Provenance Proof qualifizieren konnten, ist es notwendig, dass wir auf grosse Rohwarenmengen zurückgreifen können und keine Mischung von Einkäufen stattfindet. Das können nur sehr wenige Produzenten gewährleisten.
Provenance Proof zertifiziert die Datenerfassung im Produktionsprozess und überträgt diese auf ihrer fälschungssicheren Blockchain. Nach der Produktion erhalten die Steine einen physischen DNA-Tracer. Dieser Tracer ist für uns nicht nur ein digitaler Link zur gesamten Lieferkette, sondern auch eine hundertprozentige Garantie für die Natürlichkeit unserer Diamanten. Zukünftig eröffnen sich somit sogar Recycling-Möglichkeiten, da wir Waren zurücknehmen und auch wieder verkaufen können, da wir ihre Herkunft kennen. Das ist bis heute unmöglich gewesen und nochmals ein grosser Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
Wo und wann wird der physische Tracer angebracht?
In unserem Labor der KGK Group in Surat, Indien. Bevor wir das so installieren und die Mitarbeiter vor Ort schulen konnten, wurden unsere internen Abläufe umfassend geprüft. Diesen Qualifizierungsprozess haben wir erfolgreich bestanden. KGK arbeitet auf einem solch hohen Niveau, dass selbst Provenance Proof uns ausdrücklich gelobt hat. Darüber hinaus wurde der gesamte Prozess unabhängig auditiert.
Wird jeder einzelne Stein auf der Blockchain registriert?
Auf der Blockchain befinden sich mittlerweile Millionen einzeln registrierte Steine. In unserem Fall erfassen wir sogenannte Lots – also Chargen, die wir in einer bestimmten Qualität produzieren lassen. Ein Lot kann aus drei Steinen bestehen, aber auch aus mehreren hunderttausend Steinen, je nach Bestellung.
Werden zertifizierte Melée-Diamanten auf dem Markt überhaupt nachgefragt?
Absolut, das Interesse ist riesig. Gerade Uhrenmarken und Hersteller hochwertiger Schmuckstücke erwarten heute möglichst viel Transparenz – auch bei kleinsten Diamanten. Die Frage nach der Herkunft gewinnt kontinuierlich an Bedeutung: wirtschaftlich, ethisch und rechtlich. Die eingesetzte Technologie ermöglicht uns, ein Herkunft-zertifiziertes Produkt anzubieten. Das ist ein klarer Wettbewerbsvorteil in einer sich dynamisch verändernden Branche. Der Trend geht in Richtung eines verbindlichen Herkunftsnachweises. KGK Suisse hat in diesem Bereich eine Pionierrolle übernommen und ermöglicht diesen Nachweis auch bei kleinsten Diamanten. Wenn entsprechende gesetzliche Vorgaben und Richtlinien kommen, sind wir vorbereitet.
Wo können diese Diamanten gekauft werden?
Sie sind ganz einfach über unseren B2B-Webshop erhältlich. Registrierte Geschäftskunden erhalten dort Zugang zu unserem Sortiment. Mit jeder Lieferung stellen wir eine Herkunftsbescheinigung aus, die den Ursprung der Steine dokumentiert. Die Käufer können anschliessend selbst entscheiden, ob sie die Rückverfolgbarkeit der Diamanten über ein eigenes Provenance-Proof-Konto auf der Blockchain weiterführen möchten. Wir ermutigen sie ausdrücklich dazu – auch wenn das Wichtigste bereits durch unsere Dokumentation gesichert ist. Natürlich bedienen wir auch direkte Anfragen nach wie vor gerne persönlich.
Welchen Unterschied macht die Rückverfolgbarkeit beim Preis?
Der Aufwand verursacht Mehrkosten. Wir sind aber davon überzeugt, dass diese Traceability nicht Premium sein sollte, sondern der Standard, und versuchen, den Grossteil der Kosten selbst zu tragen. Die ersten Rückmeldungen aus dem Markt haben bestätigt, dass wir sogar mit dieser Mehrleistung günstiger als unsere Konkurrenten offeriert haben.
Wer gehört bereits zu den Kunden?
Vertraulichkeit hat für unsere Kunden oberste Priorität – daher nennen wir keine Namen. Die KGK Suisse geht aus einer traditionsreichen Diamantschleiferei in Biel hervor. Seit vielen Jahren stehen wir der Schweizer Uhrenindustrie als verlässlicher Partner zur Seite und schätzen die enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit traditionellen ebenso wie mit modernen Schmuck- und Goldschmiedebetrieben.
Tanja Wenger