Die EPHJ ist Anfang Juni gemessen an den Ausstellungs- und Besucherzahlen erfolgreich über die Bühne gegangen. Eine Vielzahl an Innovationen prägten die Austragung. Zudem haben die Gründer André Colard und Olivier Saenger die Messe nach rund 25 Jahren an das Messeunternehmen Easyfairs verkauft, was die langfristige Zukunft der Messe regelt.
Die 23. Austragung der Genfer Zuliefermesse EPHJ ist trotz schwieriger Konjunktursituation in der Uhrenbranche erfolgreich über die Bühne gegangen. Bei der Zahl der Aussteller wurde gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um fünf Prozent auf 800 Unternehmen registriert. Auch die Zahl der Besucher war erfreulich: 23’000 Fachleute besuchten die grösste Fachmesse der Schweiz während der vier Tage, der Wert lag damit auf jenem des Vorjahrs, das einem Rekordwert entsprach. „Dieses Resultat ist in einem herausfordernden Umfeld ein sehr positives Zeichen. Es beweist, wie wichtig es ist, in der aktuellen Phase aktiv zu bleiben und sich zu zeigen“, so Messedirektor Alexandre Catton.
Seitens der Messen wird auch für diese Ausgabe auf die qualitativ hochwertigen Besucher verwiesen, die auf gute Partnerschaften mit ihren Lieferanten bedacht sind und sich bezüglich der während der Messe vorgestellten technologischen Verbesserungen und Innovationen auf dem Laufenden halten. Dies gilt auch für die grossen Namen der Medtech-Branche, die dieses Jahr nach Genf reisten, was auf die zunehmende Diversifizierung und die mikrotechnischen Kompetenzen vieler Aussteller in diesem Bereich zurückzuführen ist.
Einige Unternehmen, die im Bereich Décolletage tätig sind, beschrieben die Situation zwar als schwierig, waren aber gleichwohl zufrieden mit dem Messeverlauf. Das Genfer Unternehmen Geneva Prod verwies beispielsweise darauf, dass sie auf kleinere Serien wie etwa Uhrenkronen spezialisiert seien und die Auftragslage in diesem Bereich trotz allem durchaus solid sei, so Laurent Dufrêne, Geschäftsführer von Geneva Prod. Auch das Genfer Unternehmen Altair Consulting zeigte sich zufrieden mit dem Geschäftsverlauf, und auch die diesjährige EPHJ sei bezüglich der Besucherzahl gut verlaufen, so Geschäftsführer Emeric Lignier. Insbesondere die am Stand live demonstrierten Möglichkeiten im Bereich des hochpräzisen 3D-Produkte-Scannings seien auf grosses Interesse gestossen. Altair Consulting bietet neben dem Vertrieb der Scanning-Geräte auch Dienstleistungen für Schmuck- und Uhrenhersteller an, die einzelne Produkte scannen möchten.
Grosser Ausstellerpreis
Ein Höhepunkt war die Verleihung des Grand Prix des Exposants. Dieses Jahr ging der Preis an das Lausanner Unternehmen Quantum Brand Protection (QBP), einem Spin-off der Lausanner Hochschule EPFL. Gegründet 2018 hat der Wissenschafter und Geschäftsführer von QBP, Nasser Hefiana, eine Methode zur unsichtbaren Bedruckung von Oberflächen entwickelt. Das Verfahren wurde in enger Abstimmung mit der Uhrenindustrie entwickelt, die Hefiana mitteilte, welche Lösungen sie als ideal ansehen würde. Aufgrund eines umfassenden Konzeptkatalogs entwickelte er in innovativer Arbeit die nun präsentierte Lösung, die bei der Uhrenindustrie viel Applaus ernten dürfte. An der EPHJ präsentierte QBP eine Uhr mit einer unsichtbaren Markierung auf dem Glas in Form eines kleinen QR-Codes, der nur mittels speziellem UV-Licht zu sehen ist und zu einem Blockchain-geschützten Ausweis der Uhr führt, der Aufschluss über die Historie und die Daten der Uhr garantiert und die Echtheit zertifiziert.
Die weiteren vier für den Preis nominierten Unternehmen waren: a) die Louis Bélet SA, die eine neue Fräse für die Polygonbearbeitung für das Drehen von Gewinden und anderen komplexen Formen in Sekundenschnelle präsentierte; b) das ILM in Lyon (Institut Lumière Matière / CNRS), das ein Verfahren im Bereich Ionengravur präsentierte, bei dem mittels eines kristallinen Saphirs oder Keramiken neuartige Geometrien (z.B. Spiralen, Bögen, Kuppeln) geformt werden können; c) die Salin SA aus Italien, spezialisiert auf die Fertigung hochwertiger Edelmetallbänder, die einen neuen Mechanismus präsentierte, mit dem Bänder in Sekundenschnelle ohne Werkzeug befestigt oder abgenommen werden können; und d) die französische Ugiel SA, die ein Verfahren präsentierte, mit dem mittels Gold- oder Silbernanopartikeln dauerhafte Farbeffekte bei verschiedensten Rohmaterialien, beispielsweise Silikatmassen, erzielt werden.
Weichenstellung für die Zukunft
Diese Austragung bedeutete gleichzeitig einen zukunftsweisenden Moment für die EPHJ. Nachdem die beiden Gründer André Colard und Olivier Saenger sich bereits vor einigen Jahren operativ aus der ersten Reihe zurückgezogen hatten, und die Messe seit vielen Jahren mit Alexandre Catton an der Spitze über einen exzellenten Messedirektor verfügt, haben die beiden nun entschieden, das Zepter ganz weiterzureichen. In Form des Messedienstleisters Easyfairs konnten sie ein international erfahrenes Unternehmen als Käuferin finden. „Nach 22 Jahren leidenschaftlichen Engagements haben wir gespürt, dass es an der Zeit ist, den Stab weiterzugeben. Diese wohlüberlegte Entscheidung ist Teil eines natürlichen Nachfolgeprozesses, der mit unserem persönlichen Werdegang zusammenhängt und gleichzeitig das Ziel verfolgt, der EPHJ eine solide Zukunft zu sichern. Wir sind stolz auf das Erreichte und haben vollstes Vertrauen in unseren Nachfolger“, so André Colard und Olivier Saenger. mw