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„Keine Synthesen, die man nicht erkennen kann“

2020 hat Patrik Schäfer die KGK Suisse gegründet. Der Unternehmer, der die vierte Generation einer Diamantschleifer-Familie in Biel repräsentiert, spricht über die Entwicklung der Diamantexpertise und über seine Visionen für die Zukunft.

Gold’Or: Patrik Schäfer, Sie haben die KGK Suisse 2020 gegründet. Steht Ihr Unternehmen heute da, wo Sie es sich erhofft haben?

Patrik Schäfer: Der ursprüngliche Plan ist bei Weitem übertroffen worden. Nachdem uns anfänglich grosse Sorgen geplagt hatten, da die Firmengründung mitten in der Covid-Zeit lag, konnten wir bald ein grosses und anhaltendes Wachstum verzeichnen. Statt in andere Bereiche wie den Tourismus, wurde plötzlich viel mehr Kapital in Luxusgüter investiert. Natürlich ist auch immer entscheidend, wie das Team zusammenarbeitet. Ich bin stolz darauf, wie wir alles gemeistert haben.

Wie hat sich KGK Suisse in den letzten Jahren entwickelt?

Seit der Firmengründung haben wir das Personal und die Bürofläche verdoppelt und viel in die Digitalisierung und unsere Analysegeräte investiert. Wir waren weltweit der erste Empfänger des AMS Micro von De Beers. Mit diesem komplexen Automaten ist es nun auch möglich, Diamanten mit kleinsten Durchmessern vollautomatisch auf synthetische Steine zu testen. Zur Prüfung der etwas grösseren Diamanten verfügen wir über zwei AMS2-Automaten sowie ein Synthdetect-XL-Gerät, beide ebenfalls aus dem Hause De Beers. Damit wir auch die exotischen Diamanttypen mit Sicherheit von Synthesen unterscheiden können, verwenden wir zusätzlich unser D-Tect-Laborgerät vom GemTec-Lab. Damit können wir per Spektralanalyse im Haus eine Expertise auf Stufe Labor anbieten. Wir prüfen jeden einzelnen Stein bevor dieser in unser Inventar gelangt. Die Tests werden protokolliert und periodisch auditiert. Es gibt keine Synthesen, die man nicht erkennen kann – auch wenn immer noch anderes behauptet wird.

Welche Herausforderungen stellen sich den Diamanthändlern heute?

Die grössten Herausforderungen sind die geopolitische Situation und das Embargo auf russische Rohware. Die KGK-Gruppe und auch wir von der KGK Suisse haben uns von Anfang an klar positioniert, dass wir nicht mehr mit Ware aus Russland arbeiten. Da wir das Sourcing verschieben und belegen mussten, dass unsere Ware legitim gefördert wird, kamen wir früh zum Thema Traceability. Die Rückverfolgbarkeit des Steins bis zum Herkunftsland ist heute die Herausforderung für alle Marktteilnehmer und wird unsere Industrie auch in Zukunft beschäftigen.

Wie kam es zur strategischen Partnerschaft mit Provenance Proof?

Für Diamanten ab einer Grösse von 0.3 Carat arbeiten wir mit dem Tracer-System von De Beers, bei dem der Rohstein mittels 3D-Scan getestet und identifiziert wird. Diese Technologie kommt bei kleinen Steinen aus verschiedenen Gründen jedoch nicht in Frage. Deshalb haben wir nach einer soliden Lösung für unsere Melée-Diamanten gesucht und dafür verschiedene Modelle geprüft. Wir sind klar zu Schluss gekommen, dass das Angebot von Provenance Proof mit dem physischen Tracer das sicherste verfügbare System ist. Es ist sehr erfreulich, dass es ein Schweizer Unternehmen ist, das in diesem Markt die Nase vorn hat. Wir haben Provenance Proof alle unsere Tore geöffnet. Vom Rohware-Einkauf bis zur Auslieferung an unsere Kundschaft konnten sie erfahren, wie die Abläufe organisiert sind.

Welches sind Ihre Ziele für die Zukunft?

Meine persönliche Vision als Direktor und Inhaber dieser Firma ist, dass wir zusammen mit allen Partnern, also mit den Minen, Produzenten und Kunden, auch den Konsumentinnen und Konsumenten zeigen können, dass durch die Förderung, die Verarbeitung und den Vertrieb von natürlichen Diamanten viel Positives passieren kann. Unser grosses Engagement in Botswana ist ein schönes Beispiel dafür: Das Land hat sich in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht wegen des Diamantgeschäfts positiv entwickelt, sei es sozial, bei der Bildung, ökonomisch oder auch bezüglich Naturschutz und Tourismus. Die Rückverfolgbarkeit unserer Diamanten verknüpft unser Engagement in den Herkunfts- und Produktionsländern mit unseren Lieferungen an unsere Kundschaft.

Tanja Wenger

kgksuisse.ch

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