Der Zürcher Bijoutier René Beyer ist am 13. April nach langer, schwerer Krankheit 61-jährig verstorben. Die Uhren- und Schmuckwelt trauert um einen passionierten Juwelier und Unternehmer. Seit 2003 stand René Beyer in achter Generation allein an der Spitze des 1760 gegründeten Familienunternehmens Beyer Chronometrie.
René Theodor Beyer ist am 5. Juni 1963 in der Klinik Hirslanden in Zürich geboren worden, seine Schwester Muriel kam ein Jahr später zur Welt. Die beiden wuchsen zunächst in Kilchberg auf, in einer Wohnung direkt am Zürichsee. 1970 zog die Familie Beyer in ein eigenes Haus in Rüschlikon. Zu den jährlichen Ritualen gehörte der Ausflug nach Genf zu Rolex, eine besondere Ehre: René Beyer bekam jedes Mal einen neuen Anzug, eine Krawatte und glänzende Schuhe –und musste zum Coiffeur. Die Begegnungen mit Rolex-Chef André Heiniger sollten ihn für immer prägen. Weniger förmlich waren die vielen privaten Besuche bei der Familie Stern (Patek Philippe) am Lac Léman.
René Beyer ging ans Freie Gymnasium im Zürcher Seefeld, wechselte aber bald an die École Supérieure de Commerce in Neuenburg. Wie es der Tradition in der Familie Beyer entsprach, liess er sich zum Uhrmacher ausbilden und absolvierte die Uhrmacherschule in La-Chaux-de-Fonds. Im Welschland fühlte er sich wohl, er genoss die dortige Lebensweise. Nach der Ausbildung führten ihn seine Lehr- und Wanderjahre in die USA, wo er als Praktikant bei bedeutenden Uhrenhändlern in New York und San Francisco arbeitete.
Die Übernahme
1986 erlitt Vater Theodor R. Beyer einen zweiten Herzinfarkt. René Beyer brach seinen Aufenthalt in den USA ab und übernahm als 23-Jähriger zusammen mit Mutter Annette Beyer die Leitung des Familienbetriebs, später folgte Schwester Muriel Zahn-Beyer in die Geschäftsleitung. Seit 2003 leitete René Beyer die Beyer Chronometrie in achter Generation allein, unterstützt vom Verwaltungsrat bestehend aus ihm, seiner Schwester, seiner Mutter und einem Anwalt.
Annette Beyer hatte die Idee, Muriel Zahn-Beyer, setzte sie um, und René Beyer unterstützte das Projekt mit allen Mitteln: 2003 nahm das Schmuckatelier Beyer seinen Betrieb auf und wurde zu einem höchst erfolgreichen Geschäftszweig. 2010 feierte die Beyer Chronometrie ihr 250-jähriges Bestehen mit einer Reihe von Events, unter anderem mit zwei hochkarätigen Tonhalle-Konzerten für Kunden, Partner und Mitarbeitende: Grosszügigkeit war ein ausgeprägter Charakterzug von René Beyer. Ein Jahr später erweiterte er – ein Coup – die Geschäftsfläche um fast das Doppelte und eröffnete die erste und bislang einzige händlergeführte Patek Philippe-Boutique der Schweiz. Ausserdem erfüllte er sich den Traum einer „geballten Kompetenz unter einem Dach“, indem er auch das Uhrmacheratelier vom alten Standort in Wiedikon in die modernen Räume über der Patek Philippe-Boutique zügelte.
Der Bienenfreund
Kaum ein Projekt hatte es ihm so sehr angetan wie seine Bienen: Auf dem Dach des Geschäftshauses installierte René Beyer 2015 die ersten Bienenvölker, es war der Beginn einer grossen Leidenschaft. Der Patron liess sich selbst zum Imker ausbilden und hielt bald den ersten Honig in Händen: Er wurde zu einem beliebten Give-away und zu einem weiteren Markenzeichen der Beyer Chronometrie.
Luftig, lichtdurchflutet und von moderner Eleganz: Das Geschäftslokal der Beyer Chronometrie erstrahlte 2020 nach einem Totalumbau in neuem Glanz. Für René Beyer war ein weiterer Meilenstein erreicht. Die Umstände waren aussergewöhnlich: Während der Bauarbeiten mitten in der Pandemie betrieb man einen Pop-Up-Pavillon, der über die Bärengasse gebaut wurde.
Das Museum
2021 feierte das Uhrenmuseum Beyer im Sous-Sol des Geschäfts an der Bahnhofstrasse sein fünfzigjähriges Bestehen: Ihm galt René Beyers Herzblut. Er baute die Sammlung mit unglaublichem Fachwissen und Respekt für die Geschichte aus und trieb die Professionalisierung des Museums unermüdlich voran. Heute gilt es als eine der Top- Attraktionen Zürichs.
Engagements und Anekdoten
Schon als Jugendlicher trat René Beyer dem „Verein Tram-Museum Zürich“ bei. Später stand er dem „Förderverein Tram-Museum Zürich“ jahrelang als Präsident vor. Mit seiner nie versiegenden Faszination für Trams, besondere Lokomotiven und Zugkompositionen baute er eine wertvolle Modelleisenbahnsammlung auf. Die Uhrenbranche selbst war ihm weit über das eigene Geschäft hinaus wichtig: Immer wieder stellte er unabhängige Uhrmacher in Sonderschauen im Uhrenmuseum Beyer vor. Der jurassischen Uhrenfirma Aerowatch stand er zudem jahrzehntelang als Freund und Berater zur Seite. Diverse Male nahm er Einsitz in der Jury des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Kulinarische Genüsse und das Reisen waren neben dem Sammeln seine ausgeprägtesten Leidenschaften. Besonders oft zog es ihn nach Alaska. Und René Beyer war Mitglied der Zunft zur Schmiden.
René Beyer war auch ein talentierter Moderator. In seiner Talk-Serie „Beyer-Talk“ führte er ab 2021 ausführliche Gespräche mit Grössen aus der Uhren-, Wirtschafts- und Sportwelt wie Jean-Claude Biver, Dieter Meyer, Silvio Denz oder Dominique Gisin. Zu sehen sind die Gespräche auf Youtube oder www.beyer-ch.com.
René Beyer ist am 13. April 2025 nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Verheiratet war er seit 2017 mit seiner langjährigen Lebenspartnerin Renée Chen. Das Paar hinterlässt keine Kinder. Die Geschäfte der Beyer Chronometrie wurden bereits seit Sommer 2024 von seiner Schwester, Muriel Zahn-Beyer, geführt. Die Kontinuität der Beyer Chronometrie ist gewährleistet. red.