Lesezeit

3m 3s

Share

Wie der Vater, so der Sohn

Seit 60 Jahren bewegt sich Kurt Jenni in der Welt der Uhren. Das Geschäft an der Selnaustrasse in Zürich ist seit Jahrzehnten Anlaufstelle für lokale wie internationale Kunden. Im Gespräch blicken er und sein Sohn Marc gemeinsam zurück – und in die Zukunft.

7-2025-Special_Marc_Jenni_Uhr_Prologue 7-2025-Special_Atelier_alt 7-2025-Special_Atelier_heute 7-2025-Special_Kurt_Jenni_Kind
<
>
Kurt Jenni mit zwölf Jahren im Atelier seines Grossvaters.

Gold’Or: Kurt Jenni, 1965 haben Sie Ihre Uhrmacherlehre angefangen. Heute, mit 75 Jahren, sind Sie immer noch jeden Tag hier. Daraus kann man schliessen, dass Sie Ihren Traumberuf ausüben, ist das richtig?

Kurt Jenni: Ohne Freude am Handwerk und den Kundenbeziehungen hätte ich mich inzwischen vielleicht zurückgezogen. Ich habe aber immer noch grosse Freude an diesem Beruf.

Wir sitzen hier in Ihrem Atelier, das in denselben Räumlichkeiten liegt wie das Geschäft Ihres Vorgängers und Mentors Oscar Schwank. Wie kam das?

1982 habe ich das Geschäft übernommen. Über diese Gelegenheit habe ich mich natürlich gefreut. Seitdem habe ich nur kleine Änderungen vorgenommen. Früher war im Vorraum noch ein Kiosk, nach dessen Schliessung wir etwas mehr Fläche hatten. Die Einrichtung haben wir im Laufe der Zeit auch verändert, damit wir unsere Kunden optimal bedienen und mit der Zeit gehen können.

Wie arbeiten Sie heute? Wie sind Sie als Betrieb aufgestellt?

Wenn ich „wir“ sage, meine ich die vier Uhrmacher, die hier arbeiten: Meinen Sohn Marc, Matthieu Bonnaud, Anny Weber und mich. Unser Hauptgeschäft sind Reparaturen von hochwertigen Schweizer Uhren aller Marken. Ich habe ein grosses Lager mit Ersatzteilen, die Vieles möglich machen – gerade bei alten Uhren. Ausserdem sind wir von Omega zertifiziert, können also dort gezielt Ersatzteile bestellen. Marc, der das Geschäft 2020 übernommen hat, produziert ausserdem selbst Uhren.

Wie haben sich die Bedürfnisse Ihrer Kunden verändert?

Früher war das Hauptgeschäft kurz vor Weihnachten. Damals haben die Leute das Jahr über Geld gespart und erst kurz vor dem Fest Geschenke gekauft. Oft haben wir noch am Weihnachtstag bis nachmittags beraten und verkauft. (lacht) Die Berufswelt hat sich stark verändert, seit Frauen vermehrt auch arbeiten. Heute haben wir deshalb häufig Kundinnen und Kunden, die für sich selbst eine Uhr aussuchen.

Wie würden Sie das Herz, den Kern Ihres Geschäfts beschreiben?

Bei uns ist jeder willkommen. Ausschlaggebend für den Erfolg sind die Dienstleistungen: Die Kunden kommen wieder, weil sie unseren Service schätzen. Zum Teil sind das internationale Kunden, die ihre Uhr reparieren lassen wollen, aber nur einmal im Jahr in der Schweiz sind. Mit ihnen planen wir die nötigen Arbeiten so, dass sie die reparierte Uhr am Ende ihrer Ferien wieder mitnehmen können. Besonders schön ist es, wenn neue Kunden durch Empfehlung zu uns kommen. Das sind häufig Kinder oder sogar Enkelkinder von langjährigen Kunden. Ich finde es grossartig, dass viele junge Leute solche Uhren aus dem Familienfundus wieder tragen möchten.

Marc Jenni, Sie sind Ihrem Vater ins Uhrmacherhandwerk gefolgt. Das Handwerk liegt in der Familie, seit Ihr Grossvater Oskar Jenni um 1955 von der Schreibmaschinenmechanik zur Uhrmacherei gewechselt hat. Wie haben Sie sich für den Beruf entschieden?

Marc Jenni: Mein Vater hat mich nie dazu gedrängt. Ich habe andere Berufe angeschaut, Architektur hat mich damals auch interessiert. Aber nach einer Schnupperlehre in einem anderen Betrieb war mir klar: Das ist es. Seit fünf Jahren darf ich die Jenni Uhren AG führen und bin mit Leidenschaft dabei. Ich schätze die Freiheit, die mein Vater mir bei meiner Berufswahl gewährt hat. Bei meinen eigenen Kindern möchte ich es genauso machen. Vielleicht springt der Funke ja auch auf sie über.

jenni-uhren.ch

Titelbild: Kurt Jenni mit zwölf Jahren im Atelier seines Grossvaters.

Verwandte Themen

News

Präzision seit 120 Jahren

Seit 1905 steht Busch für hochwertige rotierende Präzisionsinstrumente made in Germany.

mehr
Jewellery

Edelsteine in Kaschmirfarben

Mit ihrem Juweliergeschäft Herzog Loibner dürfen Bianca Herzog und Susanne Loibner auf zehn Jahre Erfolg zurückblicken.

mehr
Jewellery
 

„Wichtig ist, die Qualität im Auge zu behalten“

Bei Sonderegger in Bern wird im Sommer zweimal gefeiert.

mehr