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Die Liebe für Paraibas

Mit einem simplen grauen Exemplar, das aufgebrochen ein Glitzermeer offenbarte, entstand Doris Hangartners Faszination für Steine und ihr Innenleben bereits als kleines Kind. Heute lebt und arbeitet die Gemmologin in Zürich und hat kürzlich ein Buch über Paraiba-Turmaline veröffentlicht.

1992 absolvierte Doris Hangartner ihren „Graduate Gemologist“ (GG) am GIA in Santa Monica, USA. Es begann eine lange Reise, bis sie 2014 ihren Traum verwirklichte und ihre eigene Firma gründete. „Es sind die Farbsteine, die mir besonders gut gefallen, und so habe ich mich auf sie spezialisiert, vor allem auf Paraiba-Turmaline“, sagt die Gemmologin. Was sie besonders liebe, sei das sogenannte Gem Matching. Es bereite ihr viel Freude, für Kunden die passenden Steine zu finden, die ihre Persönlichkeit am besten aufnehmen und widerspiegeln. In firmeneigenen Designs werden die edlen Steine in der Schweiz zu Schmuckstücken verarbeitet. Hangartner und ihr Team bedienen die Kunden aus aller Welt im grosszügigen Showroom im Herzen von Zürich.

Anfang Jahr hat Doris Hangartner ein Buch zu ihrem Lieblingsstein veröffentlicht: „Purely Paraiba“ ist ein Coffee Table Book über Paraibas und lädt ein, in die Welt dieser fantastischen Turmalin-Varietät einzutauchen. Der neue Stern am Edelsteinhimmel bezaubert mit seiner enormen Leuchtkraft und all seinen Farben. Die aquatischen Farbtöne erinnern an alle blauen bis grünen Nuancen, wie sie im Meer ersichtlich sind“, sagt die Autorin.

Die Welt der Paraibas

Der Paraiba-Turmalin wurde um 1987 von Heitor Dimas Barbosa in der Mina da Batalha im Nordosten von Brasilien, im Bundesstaat Paraíba entdeckt. Weitere Funde folgten 2001 in Nigeria nahe der Stadt Ilorin sowie in Mosambik bei Mavuco. Zurzeit gelten die Minen in Brasilien als praktisch erschöpft und es sind vor allem die Minen in Mosambik, die versuchen, der aufkeimenden Nachfrage gerecht zu werden.

Paraibas aus Brasilien sind im Markt rar und begehrt. Ihre Farbintensität und Leuchtkraft sind einzigartig und lassen die Preise in sphärische Höhen steigen. Brasilianische Paraibas sind in der Regel eher klein, da sie sich in Pegmatiten formten und durch die Erdbewegungen häufig fragmentiert wurden. Die alluvialen Minen in Nigeria und Mosambik bringen oft auch grössere und reinere Steine zu Tage.

Farbe ist das Wichtigste

Nicht der Fundort, sondern der Kupferanteil ist entscheidend, dass ein blau bis grüner Turmalin „Paraiba“ genannt werden darf. Als Turmaline haben Paraibas ein trigonales Kristallsystem. Die Mohshärte liegt bei 7 bis 7.5. Bei Paraibas ist das erforderliche Merkmal, dass Kupfer und Mangan als farbgebende Elemente vorhanden sein müssen. Je mehr Kupfer vorhanden ist, desto blauer ist der Stein. Dominiert Mangan, ist der kupferhaltige Turmalin mehr in den Tönen Pink und Magenta anzutreffen und erfüllt somit nicht das Farbkriterium des Paraibas. Dementsprechend werden diese kupferhaltigen Turmaline „Cuprian Tourmalines“ genannt.

Viele Paraibas sind erhitzt, dadurch kommt das leuchtende Neon in den Steinen zur Geltung. Diese Behandlung ist im Markt meist akzeptiert bis erwünscht. Da Paraibas zum Teil zahlreiche Einschlüsse haben können, ist es wichtig, dass keine Öle oder Kunstharze zur Klarheitsverbesserung verwendet werden. Je lebhafter und stärker die Neonfarben des Paraibas sind, desto besser. Die begehrtesten Farben werden mit „Windex blue“ und „Hollywood Swimmingpool blue“ umschrieben. „Mich persönlich fasziniert diese aussergewöhnliche Leuchtkraft am meisten. Sie erscheint, als ob die Steine von innen heraus leuchten und nach aussen strahlen“, so Hangartner.

Paraibas erleben

Doris Hangartner liebt es, Paraibas mit allen Sinnen erfahrbar zu machen und zu beschreiben. „Lassen wir uns von den Paraibas auf eine Reise in die Welt der Sinne nehmen. Wenn wir einen wunderschönen türkisblauen Paraiba in der Hand halten, welche Düfte kommen uns in den Sinn? Vielleicht reisen wir in unserer Vorstellung ans Meer und nehmen mit unserer Nase das Salz in der Luft wahr. Welche anderen Duftnoten kommen uns in den Sinn? Welche Musik würde zu diesem Stein passen?“

Für Hangartner sind Paraibas wie kristallines Wasser. „Wenn ich mir die vier Aggregatszustände von Wasser vorstelle – Eis, Wasser, Gas und Plasmazustand – stelle ich mir Diamanten wie Eis vor. Paraibas hingegen sind für mich wie flüssiges Wasser. Wenn ich über das Meer schaue, ist es für mich nicht immer ganz klar, wo genau Wasser aufhört und Luft beginnt. So wie der Paraiba oft grösser zu erscheinen vermag, als er tatsächlich ist. Beim Betrachten von grösseren Paraiba-Cabochons kann ich mir schon fast die Bewegung im Wasser vorstellen.“

Paraibas sind schön und rar: ein Liebhaberstein, der immer mehr an Bekanntheit und Beliebtheit gewinnt. red.

www.dorishangartner.com