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Recycling-Gold mit guter Ökobilanz

Ende 2019 hat die Hochschule Pforzheim die Ergebnisse der Projektstudie „NAGold“ präsentiert, die sich mit der Ökobilanz der Goldrezyklierung im Vergleich zur Minengoldförderung auseinandergesetzt hat. Das Ergebnis lässt aufhorchen.

Die Hochschule Pforzheim hat Ende November eine dreijährige Studie zur Ökobilanz der Goldförderung abgeschlossen. Untersucht wurden die Ökobilanzen der Minengoldförderung (Primärgold) im Vergleich zu derjenigen bei rezykliertem Gold (Sekundärgold). Das Forschungsprojekt „NAGold – Nachhaltigkeitsaspekte der Goldgewinnung und des Goldrecyclings“ wurde von 2016 bis 2019 am Institut für Industrial Ecology (INEC) durchgeführt und stand unter der Leitung von Mario Schmidt, dem Direktor des INEC. Aktiv an der Studie beteiligt waren auch die Pforzheimer Scheideanstalten C. Hafner GmbH + Co. KG sowie die Agosi Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt.

Minengold verursacht 307-mal mehr CO2

Die Ergebnisse der Studie NAGold überraschen und lassen aufhorchen. So kam die Studie insbesondere zum Ergebnis, dass bei der Gewinnung von einem Kilogramm Feingold bei der Minengoldförderung (Primärgold) 16‘300 Kilogramm CO2 freigesetzt werden. Bei Sekundärgold ist dieser Wert um ein Vielfaches kleiner: Wird Recyclinggold aus Elektronikschrott gewonnen, fallen rund 1020 Kilogramm CO2 an, also rund 16-mal weniger. Und bei Recyclinggold, das aus Altgold gewonnen wird, liegt der Wert sogar noch einmal um ein Vielfaches tiefer: Dort fallen für ein Kilogramm Feingold im Schnitt rund 53 Kilogramm CO2 an: das sind 307-mal weniger als bei der Gewinnung von Minengold (Primärgold).

Minengold ist um ein Vielfaches energieintensiver als Recycling-Gold.

Gemäss Zahlen von Alstair Hewitt (2015) sowie Thomson Reuters (2019) stammt zudem der Grossteil des Sekundärgoldes (88,4%) aus höher legierten Altgold-Quellen, während lediglich rund 11,6 Prozent des Recyclinggolds aus Elektronikschrott wiederaufbereitet wird. Mit anderen Worten ist also bei Sekundärgold in aller Regel der tiefere CO2-Wert der tatsächliche Wert. Wobei bei Schmuck ohnehin höher legiertes Sekundärgold die Basis bildet.

Auch artisanales Minengold mit schlechter Bilanz

Weiter weist die Studie darauf hin, dass der CO2-Wert bei sogenanntem ASM-Gold, das heisst bei Gold, das aus dem artisanalen Kleinbergbau gewonnen wird, ebenfalls im Bereich des oben genannten CO2-Werts der industriellen Goldminenförderung liegt: Konkret weist die Studie nach, dass bei ASM-Gold rund 14‘000 Kilogramm CO2 per Kilogramm Feingold anfallen (ggb. 16‘300 kg bei industriell gefördertem Gold). Dies bedeutet gleichzeitig, dass die Fokussierung auf Zertifikate wie „Fairtrade“, die ja fast ausschliesslich für ASM-Gold verwendet werden, aus ökologischer Sicht wenig nachhaltig ist. Wie Studienleiter Mario Schmidt erklärt, wurden in diesem Rahmen auch Tests und Erhebungen direkt vor Ort bei den Minen in Südamerika (u.a. in Peru) durchgeführt.

Minengold mit grossem Fussabdruck

Die NAGold-Studie weist auch darauf hin, dass die weltweite Minengoldförderung aus ökologischer Sicht horrende Emissionen verursacht: „Aufs Jahr gerechnet, verursacht die globale Goldproduktion einen „Carbon-Footprint“, der einem Sechstel der gesamten CO2-Emissionen Deutschlands entspricht“, so ein eindrücklicher Beleg der Studie.

In einem in November in Pforzheim gehaltenen Vortrag wies Mario Schmitt zudem darauf hin, dass das gesamte Gold, das aktuell in Banken weltweit gelagert wird einem Volumen von rund 73‘000 Tonnen entspricht und damit ausreichen würde, um den Weltbedarf im Schmuckmarkt für die nächsten 28 Jahre zu decken. Oder noch einmal anders formuliert, könnte man auf diesem Weg etwa das Zweifache der aktuellen jährlichen CO2-Emissionen von ganz Deutschland einsparen.

Fazit der Studie

Die NAGold-Studie zieht ein klares Fazit: „Gold-Recycling von höher legiertem Altgold ergibt einen Carbon-Footprint beziehungsweise einen Energiebedarf, der um mehrere Grössenordnungen unter demjenigen des Primärabbaus liegt. Die Herkunft des Goldes und die Qualität des Recyclingprozesses entscheiden darüber, wie klimafreundlich die Produktion von Gold ist. Dem Herkunftsnachweis kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Verstärkter Einsatz regenerativer Energien und ,grünen‘ Stroms kann die Klimabilanz von Recycling-Gold zudem noch weiter reduzieren“.

Der Gold-Markt 2019: Recycling deutlich steigend
Die Nachfrage nach Gold lag 2019 bei 4355,7 Tonnen, das sind rund 1,1 Prozent weniger als im Vorjahr (4401 t). Im Schmuckbereich wurden 2107 Tonnen nachgefragt, das sind rund sechs Prozent weniger als 2018 mit 2240,2 Tonnen. Das Angebot lag im vergangenen Jahr bei gesamthaft 4776,1 Tonnen Gold, was gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs um 2,2 Prozent entspricht (4673 t). Die Minenproduktion war dabei erstmals seit 2008 leicht sinkend: um 1,3 Prozent von 3509,3 auf 3463,7 Tonnen. Steigend war 2019 dagegen die Rezyklierung von Altgold: Insgesamt wurden 1304 Tonnen Gold rezykliert, dies sind 10,8 Prozent mehr als im Vorjahr (1176,1 t). Letztmals war 2012 mehr Gold rezykliert worden, wobei der durchschnittliche Goldpreis 2012 bei 1668 Dollar und 2019 bei 1392 Dollar pro Feinunze lag. Sollte der Goldpreis weiter so stark steigen wie in den letzten Monaten, dürften auch die Recylingzahlen 2020 deutlich zunehmen. (mw)

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