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Granulation

Die Technik der Granulation ist schon vor 3000 Jahren angewendet worden. Langezeit in Vergessenheit geraten, ist sie Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland wieder entdeckt und seither vermehrt betrieben worden. In der Schweiz gibt es derzeit nur wenige Ateliers, die die Granulation als Mittel der Oberflächengestaltung verwenden.

 

Die Granulation hat ihre Ursprünge in Ur in Mesopotamien, wo die ältesten Funde auf 2500 vor Christus zurückgehen. Eine Blütezeit erlebte die Technik in der Antike um 500 vor Christus zum Beispiel bei den Etruskern im heutigen Norditalien. Man vermutet, dass die Granulation sich von dort aus auch im Norden verbreitete. In der Nähe der Berner Ortschaft Ins wurden granulierte Goldanhänger keltischen Ursprungs gefunden, die auf etwa 400 vor Christus datiert werden.

Während des Mittelalters schwand das Interesse für die Granulation. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie wiederentdeckt. Um 1920 war es die deutschen Goldschmiede Johann Michael Wilm und Elisabeth Treskow, die als Erste seit dem Altertum wieder Kupferoxid als Reaktionslot verwendeten. Damit wurde es wie im Altertum möglich, Granulationsarbeiten anzufertigen, ohne dass Lötspuren zurück bleiben. Allgemein gilt die Reaktionslötung als die wahre Granulation, weil die Kugeln, die so genannten Granalien, die Oberfläche des Schmuckstücks ausschliesslich an der Auflagefläche berühren. Werden mehrere Granalien zusammen auf der Oberfläche platziert, sind auch diese nur an der Berührungsstelle miteinander verbunden, während alle weiteren Zwischenräume frei bleiben.

Herstellung der Granalien

Die Granulation beginnt mit der Herstellung der Kugeln. Ausgangspunkt bildet Golddraht, in der Regel mit 18-Karat-Feingehalt. Mit einem Zieheisen wird dieser zunächst auf einen Durchmesser von rund 0,3 Millimeter verkleinert. Anschliessend wird er mit Hilfe einer speziell für diesen Vorgang präparierten Blechzange in Stücke von etwa 0,5 bis 1,5 Millimeter Länge geschnitten. Die kleinen Goldstücke werden nun auf ein Stück Holzkohle gelegt und mit einer offenen Flamme zum Glühen gebracht, sodass sie sich zu Kugeln zusammenziehen. Dabei ist darauf zu achten, die Goldstücke auf dem Holzkohlestück nicht zu nahe neben einander zu legen, um ein gegenseitiges Verschmelzen zu verhindern. Nach dem Abbeizen werden die Kugeln sortiert, weil ein Muster jeweils aus Granalien gleicher Grösse besteht. Dazu werden Siebe mit unterschiedlichen Lochdurchmessern verwendet, die (in 0,05-Millimeter-Schritten) von 0,3 bis 0,8 Millimeter reichen.

Behandlung und Auftragen der Granalien

Anschliessend werden die benötigten Granalien von gleicher Grösse auf einen Glasteller gelegt. Mit einem feinen Pinsel werden Sie nun mit einer Mischung aus destilliertem Wasser, dem pflanzlichen Klebstoff Tragant sowie Kupferhydroxid bestrichen. Dieses kann in der benötigen Form nicht gekauft werden und wird vom Granuleur selber hergestellt. Mit einem Pinsel werden die so behandelten Granalien auf der Oberfläche des Schmuckstücks in der gewünschten Form angeordnet. Zu beachten gilt es dabei, dass die freie Oberfläche ohne Granalien vor dem anschliessenden Brennvorgang von Kupferhydroxidspuren gereinigt werden muss, um dort beim Brennen einen Schmelzvorgang zu verhindern.

Erwärmen und Löten

Wenn die Granalien vollständig und exakt dem gewünschten Muster entsprechend auf der Oberfläche angeordnet worden sind, wird das Schmuckstück wiederum auf das Holzkohlestück gelegt und mit einer Flamme langsam und mit gleichmässiger Wärmeverteilung erhitzt. Dieser Arbeitsschritt ist der delikateste. Die Kunst besteht darin, die Flamme im richtigen Moment abzudrehen, nämlich genau dann, wenn die Kupferlösung diffundiert und sich die Granalien mit der Oberfläche und den weiteren Granalien an den jeweiligen Berührungspunkten verbindet. Sobald die Temperatur zu hoch ist, werden die Kugeln flüssig und verschmelzen mit der Oberfläche des Schmuckstücks. War die Temperatur zu niedrig, verbinden sich die Kugeln zu wenig fest mit der Oberfläche verbunden und fallen im Lauf der Zeit ab. Gerade bei regelmässigen geometrischen Mustern ist es besonders störend, wenn einzelne Kugeln später fehlen. Idealerweise weisen die Granalien den gleichen Feingehalt wie das Schmuckstück auf. Mit etwas Geschick ist es aber auch möglich, 22-karätige Goldgranalien mit Platinoberflächen zu verbinden.