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Gebrauchte Luxusuhren im Aufwind

Der Markt für gebrauchte Uhren – auch neudeutsch Pre-Owned oder Pre-Loved – ist im dauerhaften Aufwind. Laut Zahlen der Boston Consulting Group ist der Markt für gebrauchte Luxusgüter wie Uhren und Schmuck weltweit etwa 21 Milliarden Euro schwer.

Die Wachstumsraten des Marktes für gebrauchte Luxusgüter sind derweil höher als in der Luxusbranche generell. Die Experten von McKinsey gehen von einem Wachstum von acht bis zehn Prozent aus, bis 2025 wird ein Umsatz von 29 bis 32 Milliarden US-Dollar vorausgesagt. Der Markt für neue Uhren hingegen wird laut den Unternehmensberatern kaum über ein Wachstum von ein bis drei Prozent hinauskommen. Kein Wunder also, dass sich zahlreiche Unternehmen in diesem Markt betätigen – mittlerweile auch die Hersteller selber oder grosse Juweliersketten.

Eine davon ist Bucherer: Ohne viel Aufhebens hat das Unternehmen den Bereich Pre-Owned massiv ausgebaut. In allen 17 Verkaufsgeschäften in der Schweiz werden Uhren aus Vorbesitz angeboten, in den Boutiquen in Genf und Zürich wird sogar eine eigene Abteilung für die Sammlerschätze eingeräumt. Die Darstellung der Uhren muss sich nicht verstecken, den Charme einer Uhrenbörse hat der Markt damit endgültig gegen eine mondäne Fassade eingetauscht.

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Beispiel der Wertsteigerung einer Patek-Philippe Aquanaut bei Chrono 24.

Zunehmender Markt im Internet

Pre-Owned-Uhren gibt es bei Bucherer auch in Hamburg und Düsseldorf, Paris und Wien, dem Vereinigten Königreich und Dänemark sowie in den USA. Alle Stücke werden auch im Internet angeboten, und ganz generell gilt, dass der Pre-owned-Markt bei den Uhren zunehmend im Internet stattfindet. Gefördert wird das von den steigenden Inflationsraten und dem knappen Markt für neue Uhren.

Laut dem Global Alternatives Outlook 2021 von J.P. Morgan Asset Management setzen sich alternative Anlageformen weiter durch. Dazu gehören auch Luxusuhren, deren Kauf einfach ist in einem Markt, der stetig transparenter wird. Allein in den ersten Monaten der Corona-Krise konnte Chrono24, weltweit führender Marktplatz für Luxusuhren und mit Gründung im Jahr 2003 Pionier in diesem Segment, eine Zunahme um 40 Prozent für den Kauf von Uhren mit Investmenthintergrund verzeichnen. Und mit kaum einem anderen Thema lassen sich Emotionen und Werterhalt so ideal verbinden wie mit Uhren: Einige Modelle gelten längst als Blue Chips und verzeichnen immense Rekorde. Uhren konservieren Werte, materiell wie menschlich.

Uhren hängen Aktien ab

Während die Aktie des iPhone-Erfinders Apple in den letzten zwölf Monaten einen Wertzuwachs von 35,9 Prozent – mit deutlichen Schwankungen – verzeichnen konnte, erzielen beispielsweise nahezu alle Rolex-Sportmodelle in Edelstahl mehr als 50 Prozent Rendite bei stabiler Steigerung. Die Berechnungsgrundlage ist der Preis auf dem freien Markt auf der Basis der immensen Daten von Chrono24. Der Marktplatz hat eine halbe Million Uhren aus über 120 Ländern weltweit im Angebot. Mit Transparenz und einer internationalen Plattform hat das Unternehmen einen Markt vereinfacht, der früher ausschliesslich lokal stattfand. Viele Aktienfonds können derweil nicht mit der Wertentwicklung einer klug gewählten Watch Collection mithalten. Nutzer der App, die Chrono24 kostenlos anbietet, können sich stets tagesaktuell über die Wertentwicklung ihrer Uhren informieren.

Luxusuhren, deren Fertigung eingestellt wird, verzeichnen teils immense Sprünge: Bereits als Gerüchte aufkamen, Patek Philippe werde die Produktion der Nautilus mit blauem und weissem Zifferblatt einstellen, stiegen die Preise auf dem freien Markt um mehr als zehn Prozent. Bei einem letzten Listenpreis von 30‘000 Euro beträgt der Marktpreis nun rund 90‘000 Euro, nagelneue Uhren liegen auch im sechsstelligen Bereich. Ein ähnlicher Effekt lässt sich bei Nachfolgemodellen erkennen: Zum Abschied der stählernen Nautilus-Modelle brachte Patek Philippe ein Modell mit grünem Zifferblatt auf den Markt. Bei einem Listenpreis von 30‘100 Euro schossen die Preise auf dem freien Markt sofort auf sechsstellige Beträge. Die in nur geringen Stückzahlen verkauften Sportmodelle von Rolex haben einen ähnlichen Effekt: Hohe Nachfrage und knappes Angebot durch die markentypische Verknappung lassen die Preise auf dem freien Markt explodieren. Auch für kleinere Geldbeutel können sich Investments in Uhren lohnen: Uhrenmodelle wie die jüngst eingestellte Omega Speedmaster mit Handaufzugwerk von Lemania haben ebenfalls bereits einen deutlichen Wertzuwachs erfahren.

eBay bietet Echtheitsprüfung

Das amerikanische Online-Auktionshaus eBay gehört ebenso zu den etablierten Marktplätzen. Neu in Europa – zunächst in Deutschland – ist ein Service für Luxusuhren ab 5000 Euro Kaufpreis. Diese werden als Teil des Verkaufsprozesses von einem Expertenteam auf Echtheit und Konformität zur Angebotsbeschreibung überprüft. Erst nach positiver Prüfung erhält der Verkäufer sein Geld. Damit soll vor allem Plagiaten und Frankenwatches der Kampf erklärt werden. Die Reaktion der Käufer und Verkäufer steht noch aus – der Dienst ist erst jüngst eingeführt worden. Für die Prüfung verantwortlich zeichnet ein Team aus Uhrmachern desselben Unternehmens, das den Service bereits in den USA für eBay durchführt: Stoll & Co. wurde 1982 gegründet und gehört mit seinen Uhrmacherwerkstätten zu den führenden Unternehmen in der Branche. Ab November wird der Service auch für Uhren um 2000 Euro möglich sein.

Ob damit das Vertrauen in die Plattform eBay wachsen wird, kann nur die Zukunft zeigen. Sicher ist aber: Der Pre-Owned-Markt ist im Aufwind, eine Ende kaum absehbar. Und interessant ist die Statistik von Bucherer, nach der gebrauchte Uhren von Kunden im Alter von 25 bis 35 Jahren gekauft werden. Damit ist nicht nur die Akzeptanz für eine Armbanduhr in der Generation Smartwatch vorhanden, sondern auch das Kaufinteresse. Den Markt beherrschen werden daher die Unternehmen, die über ein Maximum an Daten verfügen und damit den Markt transparent machen.  können.

Thomas Gronenthal

watchthusiast.de