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„Man muss sich etwas einfallen lassen“

Ein Sprichwort sagt: „Tue Gutes und sprich darüber“. Etwas, das vielen Goldschmieden, die sich gewohnt sind, einen grossen Teil der Zeit in ihrem einsamen Kämmerlein zu werken, nicht unbedingt im Blut liegt. Eine, die weiss, wie man mit guten Geschichten auf sich aufmerksam macht, ist Silvia Fischer von der Dielsdorfer Goldschmitte.

Gold’Or: Silvia Fischer, Sie haben kürzlich  einen Wettbewerb lanciert, der es mehr als einmal in den „Zürcher Unterländer“ geschafft hat. Worum ging es da genau?

Silvia Fischer: Nach 25 Jahren haben wir im Verkaufsraum den Spannteppich ausgewechselt. Da kam mir die Idee, dass ich einen Schätzwettbewerb mit der Frage, wie viel Goldstaub sich im alten Teppich befindet, durchführen könnte. Die Redaktion des „Zürcher Unterländers“ fand das eine gute Sache und schrieb einen Artikel darüber mit der Aufforderung, dass ihre Leserinnen und Leser beim Wettbewerb mitmachen sollen.

Wie war das Echo?

Überwältigend. Ich war überrascht, wie viel darüber geredet wurde. Es waren vor allem Männer, die sich für den Teppich interessierten. Für die Ausschreibung des Wettbewerbs habe ich auch von zahlreichen Geschäftsleuten Komplimente bekommen. Spannend war, dass die meisten nicht wussten, dass man einen so alten Teppich rezyklieren lassen und dabei noch Gold daraus gewinnen kann. Ein schöner Nebeneffekt war auch, dass ich bei dieser Aktion die Leute darüber aufklären konnte, dass es neben dem Label Max Havelaar noch anderes „faires“ Gold, wie eben das rezyklierte Material, gibt. Ein Thema, das von den Medien leider fast komplett ausgeblendet wird.

Wie viel Gold konnte die Spezialfirma schliesslich gewinnen und wie viele Leute haben sich am Wettbewerb beteiligt?

Rund 100 Personen haben eine Schätzung abgegeben. Die tiefste lag bei 1,2 Gramm, die höchste bei 5,7 Kilogramm. Genau 123,89 Gramm Goldstaub wurden aus dem Teppich gewonnen. Die beste Schätzung war 118,5 Gramm.

Nicht wahnsinnig viel nach all den Jahren, Sie müssen also sehr sauber arbeiten.

Ja, mit diesen Worten tröstete mich auch der Chef der Recyclingfirma, als ich ihm sagte, dass ich mit etwa 300 Gramm gerechnet hatte.

Woraus bestand der Wettbewerbspreis?

Die Siegerin bekam einen 10-Gramm-Feingoldbarren im Wert von rund 500 Franken.

Dies war nicht die erste originelle Geschichte, mit der Sie an die Öffentlichkeit gegangen sind. Worum ging es denn bei den anderen Malen?

Ja, ich habe schon verschiedene Anlässe organisiert. Einer der nachhaltigsten war der Losverkauf, den wir vor sechs Jahren zu unserem 30-jährigen Geschäftsjubiläum lanciert haben. Mit dem Erlös von 40‘000 Franken konnte ein Kinderspielplatz saniert werden. Dazu habe ich einen Königskuchen mit 300 Teilen backen lassen. 30 davon enthielten ein kleines Herz aus Gold. Darüber reden die Dielsdorfer immer noch. Es ist schon so, dass man sich etwas einfallen lassen muss; nur im Geschäft sitzen und auf Kunden warten, funktioniert heute nicht mehr.

Bild: Silvia Fischer, Inhaberin Dielsdorfer Goldschmitte

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