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Patente im Aufwind

Das Europäische Patentamt verzeichnete für das Jahr 2023 einen Zuwachs der Patentanmeldungen um 2,9 Prozent. Ebenfalls deutlich angestiegen sind die Anmeldungen aus der Schweiz (+2,7%). Kein Land – weltweit – verzeichnet eine derart hohe Zahl von Anmeldungen pro Kopf wie die Schweiz.

Patente sind en vogue. Noch nie hat das Europäische Patentamt (EPA) mit Sitz in München so viele Patentanmeldungen registriert wie 2023. Mit 199’275 Anmeldungen wurde ein neuer Rekordwert erreicht, gegenüber dem Vorjahr waren es 2,9 Prozent mehr. Bereits in den Vorjahren 2021 und 2022 hatte sich die Zahl der Anmeldungen um 2,6 beziehungsweise 4,7 Prozent erhöht. Der Aufwärtstrend hält also weiter an.

Patentmeisterin Schweiz

Eine besondere Rolle im Patentgeschäft nimmt die Schweiz ein. Für 2023 zählte das EPA 9410 Patentanmeldungen aus dem helvetischen Alpenland, das waren 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr, ein Wert, der ebenfalls einem neuen Höchststand entspricht. Damit liegt die Schweiz hinter den USA (24,2%), Japan (10,8%), China (10,4%), Südkorea (6,3%), Deutschland (12,5%) und Frankreich (5,4) mit einem Anteil von 4,7 Prozent an der siebten Stelle, was die meisten Anmeldungen pro Land beim EPA betrifft. Europaweit verzeichnet sie am drittmeisten Anmeldungen.

„Unsere Zahlen zeigen klar, die Schweizer sind besonders erfinderisch.“
Ilja Rudyk, EPA

Unangefochtene Spitzenreiterin ist die Schweiz, was die Anzahl der Patentanmeldungen pro Kopf der Bevölkerung betrifft. Nicht weniger als 1085 Anmeldungen pro eine Million Einwohner sind aus der Schweiz 2023 beim EPA erfolgt. Mit deutlichem Abstand folgen auf dem zweiten Platz Schweden (495 Anm./1 Mio.), auf Platz 3 Dänemark (445 Anm./1 Mio.) und auf dem vierten Platz Finnland (422 Anm./1 Mio.). Dass die Schweiz selbst die skandinavischen Technologie-Hochburgen so deutlich hinter sich lässt, zeigt ihre hohe Innovations- und Forschungskraft. Wie Ilja Rudyk vom EPA betont, ist ein möglicher Grund in der Schweizer Universitätslandschaft zu suchen, denn Hochschulen wie die ETH in Zürich oder die EPFL Lausanne seien tatsächlich sehr anmeldestark, so Rudyk.

Medizin- und Messtechnik führend

Das führende Technologiefeld für Patentanmeldungen aus der Schweiz war erneut die Medizintechnik mit 1010 Anmeldungen. Europaweit belegt die Schweiz damit den zweiten Platz in diesem Sektor – hinter Deutschland – und liegt weltweit auf Platz drei. Auf dem zweiten Rang in der Rangliste für die Schweiz liegen die Konsumgüter (+11,9% zum Vorjahr 2022), gefolgt von der Messtechnik (+3,8%). Eine starke Zunahme der Patentanmeldungen aus der Schweiz wurde ausserdem für das Transportwesen verzeichnet, das auch die Automobilbranche umfasst (+27,2% gegenüber 2022), sowie für Chemie (+17,2%) und Elektrotechnik (+14,4%).

Swatch Group auf Rang 6

Was die Unternehmen betrifft, stammten aus der Schweiz die meisten Anmeldungen beim EPA vom Basler Pharma-Unternehmen Hoffmann-La Roche (754 Anm.). Die Swatch Group, die traditionell sehr eifrig Patente anmeldet, belegte mit insgesamt 233 Anmeldungen den sechsten Rang. 145 dieser Anmeldungen tätigte die Swatch Group im Bereich Messtechnik. Das nächstfolgende Unternehmen aus der Uhrenbranche war die Genfer Marke Rolex, die 35 Anmeldungen tätigte und damit schweizweit auf Platz Rang 29 zu liegen kam.

Das neue Einheitspatent

Seit dem 1. Juni 2023 können Erfinderinnen und Erfinder zudem das neue Einheitspatentsystem nutzen. Damit profitieren sie von einem kostengünstigen und einfachen Patentschutz in derzeit 17 EU-Mitgliedstaaten, in denen das europäische Patent mit einheitlicher Wirkung gilt. Der Rechtsweg kann vor dem ebenfalls neu geschaffenen, zentralen Einheitlichen Patentgericht beschritten werden. Seit dem Start des Einheitspatentsystems war für 17,5 Prozent aller europäischen Patente, die 2023 erteilt worden sind, einheitliche Schutzwirkung beim EPA beantragt worden. In der Schweiz betrug die Akzeptanzquote 24,1 Prozent (knapp unter dem Durchschnitt von 25,8 % der 39 Mitgliedstaaten der Europäischen Patentorganisation). Patentinhaber aus der Schweiz stellten 1002 Anträge auf einheitlichen Patentschutz für ihre im Jahr 2023 erteilten europäischen Patente. Insgesamt wurden mehr als 18’300 solcher Anträge gestellt. Zwei Drittel der Patentinhaber, die ein europäisches Einheitspatent beantragt haben, stammen aus Europa. red.

Bild: Die Schweiz meldet pro eine Million Einwohner mit grossem Abstand am meisten Patente beim Europäischen Patentamt EPA an. Grafik: EPA

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