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Goldfund in Australien

Im westaustralischen Kambalda wurden kürzlich golddurchzogene Quarzitbrocken gefunden, die Edelmetall im Wert von über vierzehn Millionen Schweizer Franken enthielten. Dies ist einer der spektakulärsten Gold-Einzelfunde aller Zeiten. Die grössten Brocken sollen für die Forschung erhalten bleiben und werden Sammlern verkauft.

Das Städtchen Kambalda liegt rund 600 Kilometer östlich der westaustralischen Grossstadt Perth. Es verdankt seine Existenz einem kurzlebigen Goldboom Ende des 19. Jahrhunderts. Das leicht zugängliche Gold war innerhalb von zehn Jahren erschöpft; die Minenarbeiter zogen dann weiter, Kambalda wurde zur Geisterstadt. Neues Leben brachte 1954 die Entdeckung reicher Nickelerzvorkommen ganz in der Nähe. Es war der erste kommerziell nutzbare Fund des für die Stahlmetallurgie unentbehrlichen Metalls im mineralienreichen Australien.

Dank den Nickelminen wurde Kambalda ein 2700 Einwohner zählendes Städtchen mit Flugpiste, Supermarkt, Arzt und zwei Tankstellen. Es verfügt neben wichtigen Mineralien auch über eine Touristenattraktion. Ganz in der Nähe liegt nämlich der Lake Lefroy, ein riesiger, ausgetrockneter Salzsee mit einer Fläche von über 500 Quadratkilometern, die etwa derjenigen des Bodensees entspricht. Wasser gibt es dort aber nur extrem selten.

In den letzten Jahren wurden mehrere der Nickelminen in Kambalda geschlossen. Der stark nachlassende Preis des Metalls auf dem Weltmarkt hatte sie unrentabel gemacht. Dementsprechend nahm auch die Einwohnerzahl von Kambalda deutlich ab. Der wieder aufgenommene Goldbergbau kehrte diesen Trend nicht um, denn er brachte nur marginale Gewinne. Zudem etablierte sich auch in Kambalda das westaustralische System „Ten days on, ten days off“. Das bedeutet, dass das Minenpersonal nicht vor Ort, sondern in Perth wohnt und alle zehn Tage ein- und ausgeflogen wird.

Vulkanisches Nickelerz

Das Nickelerz von Kambalda verdankt seine Entstehung einer Episode von intensivem Vulkanismus vor 2,7 Milliarden Jahren. Damals floss Lava kilometerweit über das Basalt-Grundgestein und hob dort tiefe Rinnen aus. Beim langsamen Erkalten der Lava fiel das darin gelöste Nickel zusammen mit Eisen in Form von Sulfiden aus und sammelte sich am Boden der Rinnen an. Aus diesem Grund bildet das Erz langgezogene Gänge, die durch spätere tektonische Aktivität aufgebrochen und verschoben wurden.

Die Verteilung der Metallsulfide blieb jedoch erhalten. Ihre Konzentration ist am Boden der früheren Rinnen am höchsten. In etwas höheren Lagen sind die Kriställchen kleiner und immer stärker disseminiert. Das häufigste Mineral in diesem Erz ist Pyrrhotit (d.h. Eisensulfid, 50 %), während das Nickel in Form von Pentlandit vorliegt (Nickel-Eisensulfid, 35 %). Der Rest besteht aus Pyrit (einem weiteren Eisensulfid) und Chalcopyrit (Kupfer-Eisensulfid). Der Nickelgehalt reicht von 14 Prozent am Boden der Rinnen bis 2 Prozent in den oberen Bereichen der Erzschicht, die 1,5 Meter mächtig sein kann.

Gold im Quarzit

Parallel zum Nickelsulfid aber natürlich in sehr viel geringeren Mengen, entstand vor 2,7 Milliarden Jahren auch das keine Silicate bildende Gold in gediegener Form. Es war in wasserhaltigen, im Magma enthaltenen Fluiden gelöst; bei deren Entspannung und Erkaltung fiel es aus. Es durchdrang das gleichzeitig abgeschiedene Quarzit, eine mikrokristalline Form des Quarzes. Solches Erz wurde bereits im „alten Kambalda“ abgebaut, allerdings nur in Oberflächennähe.

In der bis heute dauernden zweiten Phase des Bergbaus in Kambalda musste ein kostspieliges Untertagbergwerk errichtet werden. Dies und der relativ geringe Goldgehalt des Erzes war der Grund, warum das dort gefundene Edelmetall bisher kaum Gewinne abwarf. Das Beta Hunt genannte Gold- und Nickelbergwerk war effektiv zum Verkauf ausgeschrieben; es ist im Besitz der kanadischen Bergbaufirma RNC (Royal Nickel Corporation), die zur weltweit aktiven Gruppe BHP Billiton gehört. Bis 1998 wurde vorwiegend Nickelerz abgebaut, seither lag der Akzent auf Gold.

9640 Unzen Feingold

Im September machte Kambalda weltweit Schlagzeilen, und zwar wegen eines äusserst spektakulären Goldfundes im bisher wenig rentablen Beta-Hunt-Untertagbergwerk. Dort wurden wie gewohnt tagsüber Löcher gebohrt und mit Sprengstoff gefüllt. Dieser wurde am Ende des Arbeitstages von der sicheren Oberfläche aus gezündet. Am Morgen wurden die herausgesprengten Gesteinstrümmer durch Abspritzen mit Wasser vom Staub befreit. Doch an jenem Tag trauten die Mineure ihren Augen nicht: Überall lag Gold. Neben zahlreichen kleinen, mit Gold durchwachsenen Gesteinsbrocken wurde ein 95 Kilogramm wiegendes Exemplar geborgen, das 2440 Unzen Gold enthielt (1 Unze = 31,1 Gramm). Dazu kam ein weiterer, 63 Kilogramm schwerer Stein mit 1620 Unzen Edelmetall. Gesamthaft lieferte der Fund 9640 Unzen Gold, das heisst nahezu 300 Kilogramm.

Es ist durchaus möglich, dass es im gleichen Vorkommen noch weitere solche „Bonanzas“ gibt. Doch finden kann man sie nur aufgrund eines kostspieligen Programms von Probebohrungen. Entschieden wurde noch nichts, doch die erforderlichen Mittel und Anreize sind sicher vorhanden. Vom Verkauf der Beta-Hunt-Mine ist jedenfalls keine Rede mehr.

Bild: Die grössten im September in Kambalda gefundenen, golddurchzogenen Quarzitbrocken.

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