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Sannan Skarn

Immer wieder werden neue Schmucksteine gefunden, seien es Mineralien, die in Edelsteinqualität auftauchen, bekannte Steine in neuen Farbvarianten oder unbekanntes Material. Sannan-Skarn ist ein Gestein, das erst kürzlich gefunden wurde. Es stammt aus Pakistan und hat äusserlich grosse Ähnlichkeit mit Maw Sit Sit, dem grünen Schmuckstein aus der Jade-Region in Myanmar.

 

Schmuckmessen sind immer auch Gelegenheiten, Menschen aus der weltweiten Schmuckbranche zu treffen. So wollte mir ein Mineningenieur aus Pakistan an der diesjährigen Baselworld Maw-Sit-Sit-Steine aus einem neuen Fundort zeigen.  Mit grossem Interesse traf ich also Ibrahim Rashad an der Messe und schaute mir seine grünen Steine an. Diese sahen für mich aber nicht wie Maw Sit Sit aus. Ich bekam ein paar Muster zum untersuchen und machte mich an die Arbeit.

Die Bestimmung von Gesteinen ist etwas aufwendiger als die Bestimmung grosser Einkristalle. Traditionell wird ein Gestein als Dünnschliff untersucht. Ein plan geschliffenes Plättchen wird auf einen Glasträger geklebt und parallel abgesägt, dann bis auf 30 ?m (0.03 mm) dünn geschliffen. Das Präparat wird mit Diamantpaste poliert oder mit einem Gläschen gedeckt. Nun wird der Dünnschliff mit dem Polarisationsmikroskop untersucht und die Mineralien werden kristalloptisch bestimmt. Im Präparat sieht man die Mineralien, die das Gestein aufbauen und ihre gegenseitige Beziehung. Mit dem gleichen Präparat können die unterschiedlichen Mineralien auch unter der Raman-Sonde identifiziert werden. Im Fall unseres neuen Steins wurde klar dass da eine Mineralgesellschaft vorlag, die so als Schmuckstein nicht bekannt war. Zudem sind diese Minerale eher unbekannt im gemmologischen Bereich: Winchit, Aegirin, Grossular, Diopsid, Chlorit, Pectolith, Natrolith und andere. Der Petrograph Professor Franz Leander von der Universität Basel hat die Bestimmungen mit grossem Eifer durchgeführt, denn auch er war vom neuen Material begeistert.

 

Kruste verschoben

Laut den Angaben von Rashad liegt die Fundregion im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet. Geologisch war dort vor 55 Millionen Jahren einiges los: Der indische Subkontinent stiess mit der Eurasischen Platte zusammen. Als sich die indische Masse von Gondwana, dem afrikanischen Urkontinent, löste und nordwärts driftete, schrammte sie  Meeresboden ab und schob diesen vor sich her. Ozeanische Kruste enthält wenig Aluminium aber viel Magnesium, Eisen und Chrom.

Bei der Kollision mit der Eurasischen Platte wurden diese Teile der ozeanischen Kruste an die Karbonatsedimente an den Plattenrand geschweisst. Metamorphe und metasomatische Prozesse ergriffen die ursprünglichen Gesteine und bildeten Reaktionsprodukte bis zu hydrothermalen Produkten. Das vorhandene Chrom wurde in zahlreiche Neubildungen eingebaut, was grüne Farbe bei Grossular Winchit  und Aegirin bewirkt. Der Abbau liegt in einer trockenen Bergregion auf über 1700 Metern Höhe in Westpakistan. Das Heranbringen von Geräten wie Bagger und Bulldozer dürfte ein Problem gewesen sein. Die Vorkommen liegen verstreut und Skarn mit leuchtend grüner Farbe kommt nur sporadisch vor.

 

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Der Abbau erfolgt in der Abgeschiedenheit im afghanisch-pakistanischen Grenzbereich

Name erklärt die Geschichte

Der gemeinsame Nenner unter dem man die vorgefundenen  Mineralien zusammenfassen kann ist Skarn. Die zahlreichen Mineralien des Gesteins variieren teilweise im Zentimeterbereich in der Zusammensetzung und im Mengenverhältnis. Skarn als petrographischer Begriff erklärt die Bildungsgeschichte.  Nun hat Ibrahim Rashad in der Zeit der Entdeckung des Vorkommens einen Sohn bekommen, der den Namen Sannan erhielt. Er wollte den grünen Stein Sannanit nennen. Um die Wissenschaft ebenfalls in die Namensgebung einzubeziehen wurde nun der Name Sannan-Skarn gewählt. Das ist auf jeden Fall besser als der ursprüngliche Name Maw Sit Sit, unter dem  2015 bereits eine Tonne in den Handel ging. Maw Sit Sit ist ebenfalls ein komplexes Gestein. Seine Mineralien haben einen anderen geologischen Hintergrund und sind eng mit Jadeit verwandt. Wie bei Maw Sit Sit ist auch bei Sannan-Skarn Chrom das farbgebende Element.

Das grüne Gestein ist undurchsichtig, so wird es wohl zur Hauptsache zu Cabochons, Kugeln, Platten oder Armreifen verarbeitet. Die nächste Quelle ist die Firma Groh & Ripp in Idar Oberstein. Da das Material noch unbekannt ist wird der Vorrat noch eine Weile ausreichen. Es kann vorsichtig geschätzt werden, dass es wohl so selten vorkommt wie Maw Sit Sit. Es bleibt zu hoffen, dass die Konsumenten den Neuen willkommen heissen und nicht vor seinem unbekannten Namen zurückschrecken.

 

Info
www.gemexpert.ch