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Zürcher Hochzeitsmesse soll gerettet werden

Aus bekannten Gründen mussten die Hochzeitsmessen abgesagt werden. Einige wurden gar beerdigt. Aber es gibt auch vagen Optimismus: Zwei erfahrene Organisatoren wollen die Messe in Zürich übernehmen und die Zuger werden umziehen.

Die Genossenschaft Olma Messen St. Gallen hat Mitte Februar bekanntgegeben, dass drei Messen der Pandemie zum Opfer gefallen sind und eingestellt werden müssen. Dabei handelt es sich um die Ferienmesse Grenzenlos sowie um die beiden Fest- und Hochzeitsmessen in St. Gallen und Zürich (Gold’Or hat berichtet). Diese Plattformen hätten sich schon vor der Corona-Pandemie negativ entwickelt, so die Begründung. Rückläufige Ausstellerzahlen und Flächenerträge über mehrere Jahre seien durch Sparmassnahmen nicht zu kompensieren gewesen.

Doch nun kommt Hoffnung auf, dass zumindest die Hochzeitsmesse in Zürich weiterleben wird. Maja Stuber, die zwölf Jahre lang die Leiterin der Fest- und Hochzeitsmessen St. Gallen und Zürich war, will zusammen mit Patrik Haf, dem Messeleiter und Inhaber der Hochzeitsmesse Luzern, den Grossanlass übernehmen. „Wir sind bereit und vorsichtig optimistisch, dass wir im Januar 2022 in Zürich die Tore für die hochzeitswilligen Paare und alle Interessierten öffnen können “, sagt Haf. Natürlich stehe und falle alles mit der Entwicklung der Pandemie. Eine Messe, die mit rund 250 Ausstellern nur 1000 Besucher pro Tag zulasse, sei in Zürich nicht durchführbar. „Da müssen wir schon aus dem Vollen schöpfen können“, sagt Patrik Haf. Im kleineren Rahmen mit etwa 100 Ausstellern, wie sie in Luzern über die Bühne gehe, könne man vielleicht mit einer Einschränkung leben. Definitiv werde voraussichtlich im Oktober entschieden.

Paare schätzen die persönliche Beratung. Bilder: Hochzeitswelten Zug

Chance gepackt

Zusammen mit der Zuger Herbstmesse 2020 musste auch „Hochzeitswelten Zug“ abgesagt werden. Der Anlass, der im November sein zehnjähriges Bestehen hätte feiern können, fand bisher jeweils eine Woche danach in den Zeltbauten der Herbstmesse statt und war somit von dieser abhängig. „Wir wollten die Messe noch im kleineren Rahmen organisieren, was leider auch nicht funktioniert hat“, sagt Simone Wigger von Simi’s Event GmbH, die diesen Anlass zum dritten Mal durchgeführt hätte. Sie habe das bedauert, denn die Nachfrage und das Bedürfnis nach einer solchen Plattform sei immer noch gross.

„Viele Leute haben gemerkt, dass es neben der digitalen auch die andere Welt noch gibt, und wenn es um emotionale Themen wie Hochzeit geht, möchten die Paare lieber persönlich beraten werden und sich alles in Ruhe anschauen können“, ist die Fachfrau überzeugt. Den Ausfall hat die Event-Firma als Chance genutzt, um sich von der Zuger Herbstmesse unabhängig zu machen. Zum ersten Mal wird daher „Hochzeitswelten Zug“ dieses Jahr am 13. und 14. November in der Nähe des Bahnhofs in Rotkreuz stattfinden. „Wir werden auf 2100 Quadratmetern Zelte errichten und rund 75 Ausstellern Platz bieten, ihre Neuheiten und Dienstleistungen zu präsentieren“, sagt Simone Wigger. Sie ist überzeugt, dass solche Fachmessen, wenn sie zeitgemäss aufgebaut sind, auch in Zukunft ihre Berechtigung haben werden.

Weniger Interesse

Eine Firma, die bisher immer zusammen mit einem ihrer Kunden an den Hochzeitsmessen ausgestellt hat, ist die Pfalzer H. & Co. AG aus Luzern. „Wir hätten auch dieses Jahr wieder mitgemacht und ich bedaure den Verlust“, sagt Geschäftsführer Angelo Balzan auf Anfrage. „Aber in Tränen bin ich nicht ausgebrochen, als ich von den Absagen Kenntnis nehmen musste.“ Er habe in den letzten Jahren feststellen müssen, dass das Interesse der Detaillisten an grossen Messen abgenommen habe. „Immer mehr Anbieter wollen die Kunden lieber ins Geschäft holen und tendieren eher Richtung Hausmessen“, so Balzan.

Die Messelandschaft hat sich allgemein verändert, nicht nur die der Hochzeitsmessen. Der Stellenwert, dass man sich an den grossen Anlässen Inspiration und Informationen zu Neuheiten holen kann, ist nicht mehr der gleiche wie vor dem digitalen Zeitalter. Auch für die Anbieter gibt es viel mehr Kommunikationsmöglichkeiten als früher. „Für unabhängige Goldschmiede funktioniert die Plattform mit einem gebündelten Publikum ohne Streuverlust sicher noch gut“, sagt Angelo Balzan. „Aber für grössere Firmen kommt neben dem finanziellen auch immer ein beträchtlicher personeller Aufwand dazu. Damit sich das lohnt, muss das Geschäft gut laufen.“ Er bezeichnet die geplante Übernahme der Hochzeitsmesse Zürich durch Maya Stuber und Patrick Haf als „mutig“ und will jedenfalls auch wieder dabei sein. „Die beiden sind ja auf diesem Gebiet erfahren und wissen, was auf sie zukommen wird. Daher wird das vermutlich auch funktionieren“, so Balzan.

Mehr Regionales

Goldschmied und Bijoutier Markus Franz aus Romanshorn bedauert den Wegfall der Messe St. Gallen sehr. Er hat dort mit wenigen Unterbrüchen immer ausgestellt. Mit seiner Marke Secret Heart war er auch schon in Bern, Basel oder Zürich. Wie er seine Neuheiten künftig präsentieren wird, weiss er noch nicht genau. „Ich bin in den Sozialen Medien aktiv, das werde ich noch verstärken“, sagt er. Momentan gehe es ihnen glücklicherweise noch gut, denn sie hätten Kunden, die durch Empfehlungen von weither kämen. Aber wie lange das noch so sein werde, wisse er nicht.

In Zürich auszustellen, bringt dem Goldschmied nicht viel, denn die Kunden dort wollen anschliessend nicht von Romanshorn aus bedient werden. Zudem komme es ihm auch ein bisschen so vor, als ob die städtische Kundschaft einem kleinen Betrieb auf dem Land nicht die gleiche Kompetenz zumute. Franz kann sich vorstellen, bei kleineren, regionalen Messen oder Anlässen mitzumachen. So könne man die Leute aus der Region ansprechen, ist er überzeugt.

Die Hochzeitsmesse in Bern, die Ende Januar hätte stattfinden sollen, musste ebenfalls abgesagt werden. Der Webseite ist zu entnehmen, dass die Marinatal GmbH, diese im kommenden Jahr wieder organisieren will. Der gleiche Veranstalter ist auch für die Hochzeits- und Festmesse in Basel zuständig. Diese ist auf den 16./17. Oktober geplant.

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