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Nachgefragt bei Bruna Hauert von Friends of Carlotta

Bruna, was treibt dich an, am Morgen aufzustehen und ins Atelier zu fahren?

Aus dem Bett treiben mich unsere zwei hungrigen Katzen, in die Werkstatt ein Kopf voller Ideen. Wenn ich an einem Projekt arbeite, will ich so schnell wie möglich in die Werkstatt. Mit der Raubtier-Fütterung und dem ganzen Rest kann es dann meist gar nicht schnell genug voran gehen.

Was gefällt dir am Schmuckherstellen am besten?

Ich liebe es, Schmuck in Geschichten einzubinden. Das kommt von meiner früheren Tätigkeit als Kabarettistin. Schmuck und Text befeuern sich gegenseitig so, dass aus einem Etwas ein kleines Universum entsteht. Ich erdenke und erschaffe gerne Dinge, die es noch nie gegeben hat. Glücklich bin ich, wenn es mir gelingt, ein ernstes Thema humorvoll in einem Schmuckstück umzusetzen. Eine eigene Handschrift ist mir wichtig.

Was kannst du besonders gut?

Mit Schmuck Geschichten erzählen. So bilde ich beispielsweise drei Zentimeter grosse Silberzwerge zu diplomierten Glückszwergen aus. Auch Hasen spielen in meinen Geschichten immer wieder eine Rolle. Diese Tiere ziehen mich irgendwie magisch an. Zudem kann ich gut organisieren. So gelingt es mir immer wieder, in meiner Galerie in Zürich spannende Ausstellungen mit den besten Schmuckherstellern und -gestalterinnen aus der ganzen Welt zu lancieren.

Wie oder wo findest du einen Ausgleich zum beruflichen Alltag?

Glücklicherweise ist mein Beruf schon sehr abwechslungsreich. Daneben erhole ich mich gerne mit anderen gestalterischen Projekten, wie dem Arbeiten mit Ton und Porzellan oder Holz und mit der Kettensäge. Gut tun mir auch meine Familie und meine Freunde, der nahe Wald, ein Spaziergang am See, ein gutes Buch oder einfach mal nichts tun.

Wofür gibst du unnötig viel Geld aus?

Ich übertreibe es leider manchmal beim Einkaufen von Material und Werkzeug für die Werkstatt – was man jedoch (fast) nie als unnötig bezeichnen kann. Dann kann ich bei besonderen Schmuckstücken von anderen oft nicht nein sagen, auch wenn sie das Budget sprengen. Aber auch das ist nie unnötig.

Was würdest du deinem jugendlichen Ich mit auf den Weg geben?

Schreddere die Selbstzweifel. Fang einfach an und mach den ersten Schritt. Der Rest ergibt sich von alleine. Das muss ich mir auch heute noch ab und zu sagen.

Mit welcher Berühmtheit würdest du gerne einen Tag verbringen?

Mit Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise.

Was macht gute Laune?

Wenn eine Idee im Kopf endlich Form annimmt, sich in den Alltag schleicht und überall als Inspiration aufpoppt. Dann die Phase des Experimentierens, wenn ich quasi fiebrig werde und die Gedanken nur noch um dieses eine Thema kreisen. Wenn alles noch möglich ist, die Werkstatt voll mit Materialien und ich genug Zeit habe, mich ohne Termindruck auf das Thema einzulassen und zu tüfteln, dann bin ich sehr gut gelaunt. Ansonsten sind es ein Gelato, Pusteblumen, ein Spaziergang, zwei Tage am Meer oder ein feines Essen mit meiner Familie und Freunden, die mich glücklich machen.

Zum Schluss darfst du noch wünschen, wen wir in dieser Serie als nächstes befragen sollen.

Gerne würde ich da die Antworten von Goldschmiedin Luzia Vogt aus Basel erfahren.

Daniela Bellandi

foc.ch