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Nachgefragt bei Stefanie Angliker

Die junge Aargauerin hat sich vor drei Jahren als Goldschmiedin selbstständig gemacht und merkt seither kaum noch, wann es Zeit für Feierabend ist.

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Eheringe Weiss- und Gelbgold mit Brillanten.

Gold’Or: Stefanie, was treibt dich an, wenn du am Morgen aufstehst und in dein Atelier gehst?

 Stefanie Angliker: Ich habe einen kurzen Arbeitsweg und kann daher etwas länger im Bett bleiben, was mir entgegenkommt (lacht). Nein im Ernst, ich gehe immer gerne in mein Atelier, denn ich liebe meine Arbeit. Den Raum habe ich zusammen mit meinem Partner selbst renoviert. Auch das Alleinsein macht mir nichts aus. So kann ich mich gut konzentrieren und habe meine Ruhe.

Was steht auf deiner Werkbank, das für die Fertigung von Schmuckstücken nicht unbedingt relevant ist?

Da steht ein Kaffekässeli in Form eines Kookaburras oder Lachenden Hans, wie der australische Vogel auf Deutsch genannt wird. Dieser erinnert mich immer an unsere wunderschöne Reise durch den Kontinent, die wir vor der Eröffnung meines Ateliers unternommen haben. Zudem steht auf meiner Werkbank ein Radio, auf das ich nicht verzichten möchte.

Was gefällt dir am Goldschmiede-Handwerk am besten?

Mich fasziniert immer wieder, wie ein Stück Blech oder Draht in Schmuck verwandelt werden kann. Weiter geniesse ich vor allem die Momente, in denen man dem Kunden das fertige Stück präsentiert und seine Augen zu strahlen beginnen. Jemandem Freude zu bereiten ist immer schön, und wenn das durch die eigene Handarbeit geschieht, bedeutet es mir umso mehr.

Mich fasziniert, wie ein Stück Blech in Schmuck verwandelt werden kann.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Da ich erst seit drei Jahren selbstständig bin, habe ich einen eigenen Stil in dem Sinne noch nicht entwickelt. Ich liebe jedoch runde, organische Formen, so wie sie in der Natur vorkommen. Mein Schmuck darf auch gerne etwas opulent sein. Hier auf dem Lande muss man sich jedoch den Kunden anpassen, darum fertige ich natürlich auch eckige Formen und feine Stücke an, wenn das gewünscht wird. Eine Spezialität habe ich aber entwickelt: detailgetreue Mini-Instrumente als Anhänger, Pins oder Gurtschnallen. Darauf bin ich gekommen, weil ich selbst das Cornet, ein Blechblasinstrument, spiele.

Was kannst du bersonders gut?

Im Laserschweissen bin ich mittlerweile Profi. Da habe ich Übung und biete dies auch den Berufskollegen als Dienstleistung an. Für mich sind Laser geniale Geräte, die unsere Arbeit erleichtern und teilweise Unmögliches möglich machen. Gut bin ich auch darin, bescheiden zu leben – Geld ist für mich nur ein Mittel zum Zweck.

Was tust du für die Umwelt?

Für meine Schmuckstücke verwende ich Oekogold. Um mich fortzubewegen, benutze ich meist das Velo oder den Bus. Zudem koche ich so weit es geht mit Bio-Produkten, wenn möglich aus der Region. Damit weniger Lebensmittel im Kompost landen, kaufen wir nach einem Wochenplan ein und der Abfall wird bei uns sorgfältig getrennt.

Was macht dir gute Laune?

Sonne und Wärme. Ich bin eine Geniesserin und gehe gerne auf Ausflüge und Entdeckungsreisen. Dass man schon so lange kaum reisen kann, schlägt mir fast ein wenig aufs Gemüt. Zudem gehe ich gerne an Konzerte und ich fühle mich glücklich, wenn ich selbst Musik machen kann.

Zum Schluss darfst du noch wünschen, wen wir in dieser Serie als nächstes befragen sollen.

Da möchte ich Goldschmied und Harleyfahrer Adrian Beyeler aus Gipf-Oberfrick vorschlagen. Dank ihm bin ich Goldschmiedin geworden, denn ich durfte ganze zwei Wochen lang bei ihm schnuppern. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar.

chaletdor.ch

Stefanie Angliker ist im aargauischen Fricktal aufgewachsen. Von 2010 bis 2014 hat sie bei Philippe Pfeiffer in Zürich die Lehre als Goldschmiedin absolviert. Wie sie erzählt, hat sie diese Zeit sehr genossen, besonders auch, weil sie von Anfang an mit den wertvollen Materialien arbeiten durfte und nicht wie viele andere Lernende erst zwei Jahre an Messing üben musste. Nach den Berufserfahrungen in Zürich und Basel konnte sie Anfang 2018 ihr Atelier „Chalet dor“ in Rombach eröffnen. db