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Der Farb- und Edelsteinmarkt

Die Preise für Edelsteine sind in die Höhe geschossen. Es herrscht Wildwest-Stimmung. Natürlich betrifft dieser rasante Anstieg nicht alle Steine. Antoinette Starkey, Gemmologin und Edelsteinhändlerin aus Genf, gibt einen Überblick.

An der GemGenève im Mai waren sich alle einig: Dieses Jahr sind die Edelsteinpreise so stark gestiegen wie nie zuvor. Zwischen 20 und 25 Prozent für schöne Stücke, sogar 30 Prozent für einige rare Materialien. Was ist der Grund für diesen Aufwärtstrend? Zunächst einmal ist da die Covid-Pandemie, die noch immer ihre Spuren hinterlässt. Die frisch abgebauten Steine reichen nicht aus, um den Markt abzudecken. In einigen Regionen der Welt, wie Madagaskar, funktioniert der Bergbau noch nicht im gleichen Tempo wie vor der Pandemie. Ausserdem sind bestimmte Steine, wie beispielsweise der rosafarbene Saphir, immer schwerer zu finden. Auch die steigenden Energiepreise wirken sich auf die Minen aus.

Die Nachfrage wird immer anspruchsvoller. Die Kunden der Haute Joaillerie wollen „natürliche synthetische Steine“. Das heisst, perfekte und unbehandelte. Diese Anforderungen gelten auch für kleine Steine. Die Marken der Haute Horlogerie, die erst seit kurzem auf dem Markt für Farbsteine vertreten sind, haben ebenfalls ihre eigenen Erwartungen: Gefragt sind schöne, reine und farblich homogene Steine, auch wenn die Lieferfristen für solche noch relativ lang sind.

Insgesamt ziehen Anlagesteine wie Rubin, Saphir, Smaragd, roter Spinell und Paraiba weiterhin eine Kundschaft an, die ihre Investitionen diversifizieren möchte. Die Spekulationen haben auch Auswirkungen auf den Markt. Diejenigen ohne wirklichen logischen Rahmen führen zu erheblichen Preissteigerungen.

Rares ist viel teurer

So kann man beobachten, dass unbehandelte Rubine von zwei Carat auf 30‘000 bis 50‘000 US-Dollar pro Carat stiegen oder unbehandelte burmesische Rubine von drei Carat auf 80‘000 Dollar pro Carat. Bei den Saphiren waren es die aussergewöhnlichen Steine, die teurer wurden. Bei den Smaragden blieben die Preise für Steine aus Sambia stabil, aber kolumbianische werden immer seltener. Für einen kolumbianischen Smaragd von vier Carat kann der Preis pro Carat bei seltenen Stücken auf 15‘000 bis 20‘000 Dollar steigen. Rote Spinelle sind immer noch begehrt. Im Durchschnitt sind ihre Preise um rund zehn Prozent gestiegen. Die Preise für kobaltblaue Spinelle sind buchstäblich in die Höhe geschossen; so konnten Preisschwankungen zwischen 30‘000 und 100‘000 Dollar pro Carat für 2.5 Carat beobachtet werden.

Die Nachfrage nach Paraiba-Turmalinen ist nach wie vor sehr hoch. Neben der Haute Joaillerie beginnen auch die Häuser der Haute Horlogerie sich für diese Steine zu interessieren. Die grössten Steine mit zehn Carat und mehr werden heute für 275‘000 bis 300‘000 Dollar pro Carat verkauft. Beim Tansanit ist ein neuartiges Phänomen zu beobachten. Die Nachfrage hat sich verändert. Leichtere Farben sind stärker gefragt als intensive. Der Preis für Steine von zwhn Carat schwankt zwischen 420 und 520 Dollar pro Carat.

Grossteil des Marktes stabil

Die weltweite Produktion von Aquamarinen hat sich extrem verlangsamt. Für schöne, unbehandelte Steine von fünf Carat und mehr, mit gut gesättigten Farben, muss man zwischen 550 Dollar und 1200 Dollar pro Carat rechnen. Dasselbe gilt für Morganite. Da derzeit nur wenig Rohmaterial auf dem Markt verfügbar ist, gibt es nicht viele grosse Steine. Schöne Morganite von fünf Carat und mehr werden zwischen 350 und 600 Dollar pro Carat gehandelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz der Wildwest-Stimmung die Situation recht günstig ist und man optimistisch bleiben kann. Während die Preise für aussergewöhnliche Edelsteine abgehoben haben, bleibt der Grossteil des Marktes recht stabil und die Preise steigen in einem vernünftigen Rahmen. Ausserdem wird das Angebot immer vielfältiger und der Anstieg bei einigen Steinen wird auch durch ein breites, qualitativ hochwertiges Spektrum an spannenden, jedoch noch unbekannten Exemplaren, wie beispielsweise violette Granate, ausgeglichen.

Antoinette Starkey, Gem C Sàrl, Genéve.

astarkey@gemc-sarl.ch

 

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