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Japaner in Basel

An der Baselworld 2019 feierte Seiko das fünfzigjährige Jubiläum der weltweit ersten kommerziellen Quarz-Armbanduhr. Eine echte Revolution, in deren Verlauf die Uhrenindustrie weltweit aus den Angeln gehoben wurde. Andererseits zeigten Citizen und Casio auch ohne runde Geburtstage interessante, neue Modelle.

Seiko

Wie zu erwarten war, ist 2019 ein Astron-Jahr. Unter dieser Marke lancierte Seiko vor 50 Jahren 100 Stück der absolut ersten kommerziellen Quarz-Armbanduhr. Ihre Gangabweichung betrug sensationelle ± 5 Sekunden pro Monat. Damit begann die sogenannte Quarzrevolution, in deren Verlauf die Uhrenindustrie weltweit bis in ihre Grundfesten erschüttert wurde. Das mit fotolithografischen Quarzresonatoren und CMOS-Schaltungen weiterentwickelte Quarzwerk wird übrigens bis heute in jährlichen Auflagen von weit über einer Milliarde Stück produziert.

Seiko reserviert allerdings den Markennamen Astron für ganz besondere Innovationen. Beim Jubiläumsmodell GPS Solar 5X53 handelt es sich um einen Chronografen mit Solarzellen-Stromversorgung. Er synchronisiert sich mit den Atomuhren des GPS-Navigationssystems und stellt sich in jeder Zeitzone automatisch auf die genaue Lokalzeit ein. Die Gangabweichung beträgt eine Sekunde in 100‘000 Jahren. Grand Seiko ist Seikos Luxusmarke und war von Anfang an mit mechanischen Werken ausgerüstet. Weil letztere die genaue Zeit grundsätzlich nicht anzeigen können, wird die Grand Seiko Sport Collektion mit Spring-Drive-Werken ausgerüstet, das heisst quarzgesteuerten Automatikwerken, die weder Batterie noch Akku benötigen.

Den 45. Geburtstag andererseits begeht die Luxusmarke Credor mit einer rückseitig dreidimensional gravierten, den Lebensbaum darstellenden Gold-Taschenuhr. Das ultradünne Werk (Kaliber 6898) ist der Nachbau einer 1969 lancierten, also 50jährigen Konstruktion. Interessant am Seiko-Stand waren auch die Presage-Modelle mit Zifferblatt aus dem bläulich-weissen, seit dem 17. Jahrhundert hergestellten Arita-Porzellan. Neue Modelle gab es auch in der Prospex-LX-Linie von bulligen, extrem robusten  Sport- und Taucheruhren; sie sind zum Teil mit Spring-Drive-Werken und schwarz beschichteten, kratzfesten Titangehäusen ausgerüstet.

Die Astron GPS Solar 5X53.

Citizen

Wenn man genau sucht, findet man auch bei Citizen Jubiläen, allerdings vorwiegend ungerade. So wurde 1974 die Crystron LC lanciert, das erste Citizen-Modell mit digitaler Flüssigkristallanzeige. Und ein Jahr zuvor war die quarzsynchronisierte, elektrodynamische Crystron auf den Markt gekommen, ein Jahr danach die analog anzeigende Quartz Crystron Mega mit Megahertz-Quarzoszillator. Eindeutig rund ist das Jubiläum der Promaster Quartz-Sportuhr, von der in Basel neue Modelle in den Kategorien Land, Marine und Sky zu sehen waren. Und zwar im Vergleich zu früheren Jahren in einem viel grösseren, äusserst originell beleuchteten Stand, der als Time Theatre bezeichnet war.

Unter dem Slogan „We explore time“ wurden dort die Innovationen des Jahres vorgeführt, allen voran das Modell 0100 mit einer Gangabweichung von einer Sekunde pro Jahr. Das Werk wurde zwar schon letztes Jahr zum 100. Geburtstag des Unternehmens vorgestellt, doch erst in einem Taschenuhrenkaliber. Seither gelang die Miniaturisierung auf Armbanduhrengrösse; das Weissgold- oder Titangehäuse weist einen Durchmesser von 37,5 Millimeter und eine Höhe von 9,1 Millimeter auf.

Die extrem geringe Gangabweichung wurde ohne Synchronisierung mit einem Zeitzeichensender oder dem GPS erreicht. Dazu wurde ein temperaturkompensierter, pillenförmiger 8,39-Megahertz-Quarzoszillator eingesetzt. Die anspruchsvolle Stromversorgung besorgte das bewährte Eco-Drive-Solarsystem. Auch die Stosssicherung wurde verbessert; nach einem starken Schlag kehren die Zeiger selbsttätig in die korrekte Stellung zurück. Alles Superlative, doch die Preise sind mit 7400 bis 16’800 US-Dollar recht happig.

Citizen Eco-Drive Kaliber 0100, die weltweit genaueste autonome Armbanduhr. Die Gangabweichung beträgt ± 1 Sekunde pro Jahr

Casio

Die 1942 gegründete Computerfirma Casio hat dieses Jahr nur einen ungeraden „Geburtstag“ zu feiern: 1974 wurde ihre erste Quarzuhr mit Digitalanzeige, die Casiotron 45 a kommerziell lanciert. Erst sieben Jahre später kam eine das Casio-Logo tragende, analog anzeigende Uhr in die Geschäfte. Der grosse Wurf gelang Casio 1983 mit der G-Shock-Kollektion fast unzerstörbarer, extrem stosssicherer Quarzuhren. Sie wurde durch die Baby-G und Sheen genannten Damenkollektionen erweitert, wobei letztere Modelle mit Metallgehäusen ausgerüstet sind. Ebenfalls sehr erfolgreich ist weiterhin die Oceanus-Kollektion, wobei natürlich die generell beliebte Farbe Blau dominiert.

Echte Hits wurden die Edifice Chronografen, die über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden sind, sowie die für Extremsportler konzipierte Pro-Tek-Kollektion. Rein digital anzeigende, in der Tradition von Casio liegende Zeitmesser gibt es angesichts ihres Erfolgs weiterhin. Doch die in Basel erstmals vorgestellte G-Shock G2000GA machte Furore. Dieser Chronograf integriert zahlreiche Elemente des traditionell-japanischen Handwerks und ist gleichzeitig supermodern. Es handelt sich um eine Funkuhr, die auch GPS-Empfang gewährleistet und über das Smartphone kommuniziert.

Bei Casio auffallend war auch die weitgehende Angleichung der erwähnten Kollektionen. Sportliches Design, Analoganzeige auf dunklen oder schwarzen Zifferblättern mit digital auf dem LCD abrufbaren Sonderfunktionen wie Temperatur, Barometerstand und Höhenkoordinaten sind gemeinsame Nenner. Biologische Funktionen wie Schrittzähler sowie Blutdruck- und Herzfrequenzanzeigen durften natürlich nicht fehlen. Die ständige Kontrolle von Fitness und Gesundheitszustand, um die man sich noch vor wenigen Jahren überhaupt nicht oder höchstens in der Arztpraxis kümmerte, sind zu einem Bedürfnis und damit zu einem wichtigen neuen Markt geworden.

MRG-G2000GA von Casio.

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