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Vom Emaillieren fasziniert

Emaillieren

Im Atelier Mojo Design in Winterthur herrschte in der zweiten Märzwoche reger Betrieb. Von Dienstag bis Freitag reiste jeweils am Morgen schon Besuch aus Bern an. Die künftigen Goldschmiedinnen im vierten Lehrjahr wollten während ihrer Projektwoche an der Schule für Gestaltung das alte Handwerk des Emaillierens kennenlernen.

„Es ist wunderschön zu sehen, wie motiviert die jungen Frauen sich mit dem Thema Emaillieren von Schmuck auseinandersetzen“, schwärmt die pensionierte Goldschmiedin Anette Schmid aus Luzern. „So wird das schöne Handwerk hoffentlich doch noch nicht in Vergessenheit geraten.“ Grund zu dieser Befürchtung kam auf, als sie im vergangenen Jahr ihr Goldschmiedeatelier mit der Spezialabteilung Emaillage, das sie zusammen mit ihrem Mann über ein halbes Jahrhundert lang betrieben hatte, in jüngere Hände geben wollte. Erst nach mehreren Anläufen meldeten sich Caroline und Bruno Mojonnier aus Winterthur, um das wertvolle Inventar von Farben, Ofen, Maschinen und Werkzeugen zu übernehmen (Gold’Or 2/18 und 5/17).

Drei Tage nachdem die Einrichtung gezügelt worden war, meldete sich Goldschmied und Berufsschullehrer Benjamin Friedli von der Schule für Gestaltung in Bern bei Anette Schmid und erklärte ihr, dass seine vier Schülerinnen im vierten Lehrjahr in der Projektwoche Emaillieren lernen möchten. Anette Schmid leitete ihn ans Atelier Mojo Design weiter und Caroline Mojonnier zeigte sich spontan bereit, den Jugendlichen ihr Wissen weiterzugeben. „Von dieser Projektwoche kann auch ich profitieren“, erklärt sie. „Professionelle Emaillage erfordert viel Übung.“

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Mit Herzblut bei der Sache: Anette Schmid (von links), Bianca Rothenbühler und Tina Schori.

Gut vorbereitet

Nachdem das Thema der Projektwoche klar war, begannen Anfang Jahr die Vorbereitungsarbeiten von Ideen sammeln über Materialkunde, Theorie zu den verschiedenen Techniken bis Skizzieren sowie Modelle und colorierte Kundenvorlagen fertigen. Gut vorbereitet erschienen die vier Schülerinnen mit ihrem Lehrer bei Mojonniers in Winterthur, um das gelernte in die Praxis umzusetzen. Caroline Mojonnier konnte den Frauen einiges erklären und beibringen. Alle freuten sich aber ganz besonders auf die beiden Tage, an denen die „Gastreferentin“ und Email-Expertin Anette Schmid ihr grosses Wissen und die profunden Erfahrungen weitergeben würde. „Wie bei allem gibt es auch beim Emaillieren Tipps und Tricks, die einem die Arbeit erleichtern und zum guten Gelingen der Stücke beitragen. Die gebe ich dem Nachwuchs natürlich gerne weiter“, so die Luzernerin.

Konzentriert und enthusiastisch waren die vier Lernenden bei der Sache. Ebenfalls mit dabei war Stefania Aivazoglou, die ihre Lehre im vergangenen Sommer erfolgreich abgeschlossen hat und seit Anfang März zum Goldschmiede-Team von Mojo Design gehört. Da sie auch aus Bern kommt, kannten sich die Frauen untereinander und freuten sich über das Wiedersehen. Stefania Aivazoglou pendelt täglich von Bern nach Winterthur, ihre Mitarbeiterin Corina Müller tut dies sogar schon seit mehr als zwei Jahren. „Für einen spannenden Job in einem guten Team nehme ich einen längeren Arbeitsweg in Kauf“, sagt die junge Goldschmiedin mit griechischen Wurzeln.

„Professionelle Emaillage erfordert viel Übung.“ Caroline Mojonnier

Der richtige Zeitpunkt

Während der Projektwoche am längsten unterwegs ist Tina Schori, die ausserhalb der Stadt Bern wohnt. „Bei mir kommen fast fünf Stunden Weg pro Tag zusammen. Aber diese Woche bringt mir so viel, dass sich das frühe Aufstehen alleweil lohnt“, sagt sie und konzentriert sich wieder auf das Musterplättchen, das sie in Arbeit hat. Sie hätte sich das Handwerk ziemlich gut vorstellen können, aber es seien Schwierigkeiten aufgetaucht: „Es muss ganz exakt gearbeitet werden. Eine der grossen Herausforderungen ist, dass man das Stück genau zum richtigen Zeitpunkt aus dem Ofen nimmt.“

Daniela Peer emailliert Knöpfe mit Mustern und Farben aus ihrer Heimat, dem Engadin. Auch ihr gefällt die ruhige, filigrane Arbeit. „Etwas vom Spannendsten daran sind die Farben, wie sie sich während des Brennvorgangs und anschliessend während des Abkühlens verändern“, sagt sie. So stecke hinter jedem Schmuckstück eine kleine Überraschung. Nach dieser Woche sind sich alle Beteiligten einig, dass das Emaillieren als traditionelles Handwerk gepflegt werden muss. „Wir werden dafür sorgen, dass dieses nicht ausstirbt“, sagt Tina Schori strahlend.

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