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Mojo Design Winterthur

Kunstvolle Emaille Brosche aus dem Atelier Schmid, Luzern.

Für einmal können wir von einer schönen, erfolgreichen Übergabe-Geschichte berichten. Es geht zwar nicht um die Nachfolge für ein komplettes Atelier, aber zumindest um die Kontinuität, wenn nicht sogar das Überleben eines uralten Handwerks in der Schweiz: das Emaillieren.

Unter dem Titel „Wenn die Farbe ihren wahren Charakter zeigt“ war in der Juli-Ausgabe der Gold’Or die Geschichte des Goldschmiede-Ehepaars Schmid aus Luzern zu lesen. Nach 56 Jahren suchten die beiden über 80-Jährigen für ihr Atelier eine Nachfolge. Trotz mehreren Anzeigen meldeten sich keine Interessenten. Die Spezialität des Hauses war das Emaillieren, ein altes Kunsthandwerk, das Anette und Urs Schmid mit viel Herzblut ausübten und mit dem sie sich weit über die Grenzen hinaus einen Namen gemacht haben.

Anette Schmid bedauerte die Situation sehr, denn sie engagierte sich Jahrzehnte lang für ihren geliebten Beruf – ganz speziell für das Emaillieren. Sie erteilte Kurse und es war ihr wichtig, dem Nachwuchs die Freude an diesem Handwerk weitergeben zu können. „Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass nun alles vorbei und vergessen sein soll“, erinnert sie sich. „Dabei ging es uns vielmehr um die Emotionen, als um den Erlös.“ Erst nachdem in der Gold’Or Inserate und ein Porträt über das Atelier Schmid erschienen sind, stiessen sie auf ein positives Echo.

Das Set „Saphire“ besteht aus einer Brosche und Ohrsteckern.

Von leuchtenden Farben fasziniert

Caroline Mojonnier von der Mojo Design GmbH in Winterthur hat sich bei Schmid gemeldet. Die Goldschmiedin kannte Anette Schmid bereits von einem Emaillier-Kurs, den sie zwölf Jahre zuvor in Luzern besucht hatte. „Schmuckstücke mit diesen leuchtenden Farben herzustellen, faszinierte mich von Anfang an“, erinnert sich Caroline Mojonnier. „So kaufte ich mir einen Ofen und Farbe und fertigte eine kleine Kollektion“. Es habe ihr dabei jedoch an Erfahrung gefehlt und das Atelier Mojo Design, das damals im Aufbau war, wollte sich auf Trauringe spezialisieren.

Beim Zügeln: Anette Schmid (links) mit Bruno und Caroline Mojonnier.

„In der Zwischenzeit hat unser Geschäft eine gewisse Grösse erreicht, so dass wir uns auf ein zusätzliches Standbein mit einem Nischenprodukt einlassen können“, sagt die Goldschmiedin. So haben sie und ihr Mann, Bruno Mojonnier, den Emaillebereich mit dem gesamten Inventar von Farben, Farbmustern, Ofen, Karteikarten über Arbeitsschritte und dem Werkzeug, das teilweise von Urs Schmid selber hergestellt worden ist, übernommen und in ihr Atelier integriert. „Wer dieses Handwerk ausführen will, muss Freude am Experimentieren haben und widerstandsfähig gegen Misserfolge sein“, so Caroline Mojonnier. Sie müsse noch viel üben und sich weiterbilden.

„Unser Geschäft hat eine gewisse Grösse erreicht,
so dass wir uns auf ein zusätzliches Standbein mit
einem Nischenprodukt einlassen können.“
Caroline Mojonnier

Können an Junge vermittelt

Genau wie Anette Schmid, will auch sie dafür sorgen, dass die Jungen das Emaillieren als ein Teil der Goldschmiedekunst kennenlernen. So hat sie kürzlich zum ersten Mal künftige Goldschmiede im vierten Lehrjahr aus Bern zu sich nach Winterthur eingeladen und ihnen während einer Woche das Emaillieren nähergebracht. Zwei Tage lang war auch Anette Schmid dabei. In der nächsten Ausgabe berichtet Gold’Or ausführlich über die Spezialwoche der Berner Jugendlichen.

Bild: Eine kunstvolle Brosche, genannt „Hain“, aus dem Atelier Schmid.

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